Umweltschutz versus Ölpipelines

picture alliance/EPA/BENJAMIN WESTHOFF
"Fridays for Future"-Aktivisten aus aller Welt demonstrieren gegen den geplanten Bau der Ölpipeline zwischen Uganda und Tansania - und sie fordern die beteiligten Konzerne auf aus dem Projekt auszusteigen. Hier protestiert die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg zusammen mit der ugandischen Aktivistin Patience Nabukalu und anderen in Bonn gegen die Beteiligung der Postbank an der umstrittenen EACOP-Pipeline.
Österreich
Ein österreichisches Unternehmen beteiligt sich am umstrittenen Bau einer Ölpipeline durch Ostafrika. Nach außen hin schreibt sich isoplus den Umweltschutz auf die Fahnen.

Das Unternehmen isoplus, das zu den Weltmarktführern in Sachen Fernwärmetechnik zählt, schreibt auf seiner Homepage: „isoplus nimmt das Thema Nachhaltigkeit ernst. Wir haben uns Gedanken gemacht, welchen Beitrag ein Komponentenhersteller im Energiesektor leisten kann, und sind bemüht, diesen Beitrag zu erfüllen“. Doch Anfang Juni hat "Fridays For Future" kritisiert, dass die niederösterreichische Gesellschaft der isoplus-Gruppe am Bau einer 1400 Kilometer langen Ölpipeline beteiligt ist, die sich vom Albertsee in Westuganda bis an die Küste Tansanias erstreckt. Ende Juli hat der französische Energiekonzern Total Energies mit den Ölbohrungen in Uganda begonnen.

Die ostafrikanische Rohölpipeline (East African Crude Oil Pipeline, EACOP) wird von Total  Energies und der chinesischen Offshore Oil Company gebaut. Uganda und Tansania sind mit je 15 Prozent beteiligt. Am Rande des Albertsees sollen sich 400 Bohrlöcher auf 34 Ölplattformen  verteilen. 2025 soll die Pipeline in Betrieb gehen. 

Autor

Johannes Greß

ist freier Journalist und berichtet für welt-sichten aus Österreich.
Für den Bau dieser längsten beheizten Ölpipeline der Welt müssen zwischen 60.000 und 100.000 Menschen umgesiedelt werden. Ein Bericht des ORF-Weltjournals von Anfang Juli zeigt, wie Betroffene der Umsiedelung nur unter Zwang zustimmen und Sicherheitskräfte mit Waffen und Tränengas gegen jene vorgehen, die sich zur Wehr setzen. Das Europäische Parlament (EP ) warnt vor Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit dem Bau der Pipeline, prangert die Inhaftierung von Menschenrechtsaktivistinnen und NGO-Mitarbeitern an und fordert, das Projekt zu stoppen. 

Auch die Auswirkungen auf die Umwelt sind enorm. Täglich soll das Projekt 200.000 Barrel Öl fördern, deren Verbrennung würde jährlich bis zu 34 Millionen Tonnen CO2 emittieren . Die Pipeline durchquert rund 2.000 Quadratkilometer Naturschutzgebiete und verläuft zudem entlang tektonischer Risse – bei einem Leck infolge eines Erdbebens wäre die Lebensgrundlage von bis zu vier Millionen Menschen bedroht.  

Isoplus: „Wir können aus dem Vertrag nicht aussteigen“

Wie passt das zum Nachhaltigkeitsversprechen der Firma „isoplus“? Mit dem „heutigen Wissen“ und der 2022 etablierten nachhaltigen Firmenphilosophie würde man „diesen Vertrag heute so nicht mehr abschließen“, erklärt isoplus auf Nachfrage.  Die Unternehmensgruppe besteht aus rechtlich selbstständigen und eigenständigen Produktions- und Vertriebsgesellschaften mit dem Hauptstandort in Rosenheim (Bayern). Die Niederlassung im niederösterreichischen Hohenberg ist mit 24,9 Prozent und einer Investition von rund sechs Millionen Euro an dem Joint Venture beteiligt, das die Pipeline isolieren soll. Dazu habe man sich bereits 2015 vertraglich verpflichtet. „Wir können aus diesem Vertrag nicht aussteigen, ohne die eigene Firmenexistenz zu bedrohen“, erklärt eine Unternehmenssprecherin von isoplus Hohenberg. Das im vergangenen Jahr neu aufgestellte Management habe „die Ausrichtung von isoplus komplett auf Nachhaltigkeit umgestellt“. Zukünftig werde man keine Aufträge mehr zur Förderung, dem Transport oder der Weiterverarbeitung fossiler Energieträger annehmen. 

Gegen den Bau von EACOP haben „Fridays for Future“-Aktivisten vor dem österreichischen Unternehmenssitz in Hohenberg Anfang Juni und auch vor dem isoplus-Hauptquartier in Rosenheim protestiert. In Uganda und Tansania selbst will ein Zusammenschluss von über 260 Umwelt- und Klimaschutzorganisationen einen Baustopp erzwingen. Auf deren Druck haben sich 27 Banken, darunter die Deutsche Bank, aus der Finanzierung des Projekts zurückgezogen. 

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