täglich blicken wir in den Sudan, wo sich die humanitäre Lage für die Bevölkerung stetig verschlechtert. Die Lebensmittel werden zusehends knapp, verletzte Menschen können nicht ärztlich versorgt werden. Die seit Dienstag geltende 72-stündige Waffenruhe ist brüchig, immer wieder melden Anwohner Luftangriffe. Der UN-Sonderbeauftragte für den Sudan, Volker Perthes, sieht derzeit keine Anzeichen für eine friedliche Lösung. Wie hingegen nach Bürgerkriegen Frieden und Stabilität geschaffen werden können, schildert Alan Doss, der 40 Jahre für die Vereinten Nationen gearbeitet hat, in seinem Artikel. Er erklärt, wie es Liberia und Sierra Leone - auch mit Hilfe von internationalen Friedensmissionen - gelungen ist, der "Konfliktfalle" zu entkommen. Es wäre schön, wenn diese Länder ein Vorbild für den Sudan sein könnten, aber solange es zwei Generälen nur um die eigene Macht und nicht um die gesamte Gesellschaft geht, ist das wohl Wunschdenken.
Ich wünsche Ihnen - trotz allem - eine interessante Lektüre und ein schönes, langes Wochenende!
Melanie Kräuter
Von der Geschichte überholt: Ungarn macht den Weg für das Post-Cotonou-Abkommen frei, das die EU mit 79 Ländern in Afrika, der Karibik und im Pazifik verbindet. Das wird dieses Partnerschaftsmodell nicht retten, ist aber trotzdem nicht ganz unwichtig, kommentiert Tillmann Elliesen.
Fokus auf die Minenräumung: Die Schweiz will sich stärker in der humanitären Minenräumung engagieren, heißt es in einem neuen Aktionsplan der Regierung. Auch weil sie unter Druck steht, mehr für die Ukraine zu tun. Samanta Siegfried hat den Plan gelesen.
Holprige Zusammenarbeit mit der Wirtschaft: Die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Partnern im globalen Süden wird wichtiger, etwa für die Energiewende. Dennoch reduziert die Entwicklungspolitik die Kooperation mit Unternehmen. Dafür legt die Außenwirtschaftsförderung zu, berichtet Marina Zapf.
Nur altbekannte Ratschläge: Knapp die Hälfte der Regierungen in fragilen Staaten ist von Geberländern „politisch entfremdet“. Eine Studie rät, dort dennoch Hilfe zu leisten, blendet aber innovative Ideen dafür aus. Duncan Green hat sie gelesen - und einige Kritikpunkte gefunden.
Die schädlichen Folgen von "Fast Fashion": Am 24. April haben viele Medien - wir auch - an den Einsturz der Textilfabrik "Rana Plaza" in Bangladesch vor genau zehn Jahren erinnert, bei dem mehr als 1100 Arbeiterinnen und Arbeiter starben. Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze hat in diesem Zusammenhang ein Klagerecht in Deutschland für Mitarbeiter aus dem Ausland gefordert. Solche zivilrechtliche Klagen sollen im Rahmen des EU-Lieferkettengesetzes möglich sein, sofern die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten dem zustimmen. Zwar haben sich seit "Rana Plaza" manche Arbeitsbedingungen für Textilarbeiterinnen verbessert, aber es ist noch längst nicht alles gut. Noch immer interessant ist darum auch der Hinweis auf ein anderes bedenkliches Merkmal von "Fast Fashion": den Einsatz von zu viel Chemie in der Kleidungsproduktion, der Menschen und Umwelt langfristig schädigt. Eine "Entgiftungskur für die Modeindustrie" ist daher noch immer nötig.
Weltweite Frauenpower: Der Sammelband der Zeitschrift „Frauen*solidarität“ aus Wien lädt zur Debatte über feministische Außen- und Entwicklungspolitik ein und gibt Aktivistinnen aus Afrika, Asien und Lateinamerika das Wort. Lesenswert, findet Rita Schäfer.