Wenig Hoffnung für friedliche Lösung des Konflikts im Sudan

Während Hunderte ausländische Staatsangehörige in Evakuierungseinsätzen in Sicherheit gebracht wurden, wächst im Sudan die Sorge vor einer weiteren Eskalation der Gewalt. Auch Lebensmittel und Benzin werden immer knapper.

Frankfurt a.M., Khartum - Im Sudan wächst nach der Evakuierung ausländischer Staatsangehöriger die Sorge vor einer weiteren Eskalation von Gewalt und Not. Er sehe keine Anzeichen für eine baldige friedliche Lösung des Konflikts, sagte der UN-Sonderbeauftragte für das Land, Volker Perthes, am Dienstag (Ortszeit) vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. Die Kämpfe hätten eine humanitäre Krise ausgelöst. 

Eine Korrespondentin des Senders Al-Dschasira berichtete am Mittwoch aus der Hauptstadt Khartum, die Lage für die Bevölkerung sei zunehmend unerträglich. Lebensmittel würden immer knapper. Die Reporterin sprach von einer brüchigen Waffenruhe. Viele Menschen könnten nicht aus der Stadt fliehen, weil ihnen das Geld dazu fehle. Auch Benzin werde zunehmend knapp. Ein Anwohner meldete auf Twitter, nach einer relativ ruhigen Phase gebe es seit dem frühen Nachmittag wieder Luftangriffe.

Für Tausende Menschen, die in den vergangenen Tagen Khartum Richtung Ägypten verlassen hatten, entfaltete sich nach Berichten Betroffener in den sozialen Medien eine bedrohliche humanitäre Lage an der Grenze. Das Überqueren dauere aktuell mindestens 24 Stunden, schrieb der sudanesisch-amerikanische Musiker Ramey Dawoud auf Twitter. Der ägyptische Rote Halbmond hat nach eigenen Angaben erste Hilfsangebote eingerichtet. Mehr als 10.000 Menschen hätten die Grenze bis Dienstag bereits überquert, erklärte das ägyptische Verkehrsministerium am Mittwoch. Auch über den Hafen in der Stadt Port Sudan am Roten Meer versuchen Tausende Menschen zu entkommen. In den Südsudan sind nach Angaben der UN bisher knapp 4.000 Menschen geflohen.

20.000 Sudanesen bereits in den Tschad geflüchtet

Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, äußerte sich sehr besorgt über „den brutalen Konflikt“. Mindestens 20.000 Sudanesen seien bereits in den Tschad geflüchtet. Vor Ausbruch der Gewalt Mitte April habe der Sudan 1,1 Millionen Flüchtlinge aus anderen Ländern beherbergt. Weitere 3,7 Millionen sudanesische Binnenflüchtlinge seien vor Beginn des Konflikts in ihrem Heimatland umhergeirrt.

Nach Angaben des UN-Sonderbeauftragten Perthes sind die Konfliktparteien nicht zu ernsthaften Verhandlungen bereit und setzen auf einen militärischen Sieg über die Gegenseite. Der Deutsche, der sich aus dem Sudan an den Sicherheitsrat wandte, erklärte, dass die Kämpfe in Khartum weiter anhielten. Die von den USA vermittelte 72-stündige Waffenruhe, die in der Nacht zu Dienstag begann, habe aber „in einigen Teilen“ gehalten.

Unterdessen sorgten Berichte, dass inhaftierte Mitglieder der 2019 gestürzten Regierung von Diktator Omar al-Baschir aus dem Kober-Gefängnis freikamen, für Angst vor einem weiteren Ausufern von Gewalt und Chaos. Unter den Freigekommenen war demnach auch der ehemalige Vorsitzende von Baschirs Partei, Ahmad Harun, gegen den ein Haftbefehl vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag vorliegt. Ihm werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Region Darfur vorgeworfen. Harun ruft jetzt dazu auf, die Armee zu unterstützen.

Im Sudan war vor eineinhalb Wochen ein Konflikt zwischen der regulären Armee und den paramilitärischen „Rapid Support Forces“ eskaliert. Laut den UN wurden Hunderte Menschen getötet, Tausende verletzt. Viele Staaten, darunter auch Deutschland, haben in den vergangenen Tagen ihre Staatsangehörigen aus dem Land geholt. Der Bundestag stimmte dem Bundeswehreinsatz, bei dem mehr als 700 Menschen aus dem Sudan gerettet wurden, am Mittwoch nachträglich mit großer Mehrheit zu. Es gab keine Gegenstimmen und sieben Enthaltungen.

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