Die Hoffnungsträger im Sudan

seit April bekämpfen sich im Sudan die Armee unter General al-Burhan und die Paramilitärs seines Rivalen General Hemedti. Inmitten der Kriegszerstörungen halten lokal verankerte Widerstandskomitees die Hoffnung am Leben, berichtet der sudanesische Autor Elshafie Khidir Saeid: Sie versorgen Menschen und bereiten sich auf die Zukunft nach dem Krieg vor, um die demokratische Revolution zu retten.

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Bernd Ludermann

Das bewegt die Redaktion

Die Welt retten oder zumindest besser machen – ist das vor allem eine Frage von genügend Investitionen? Ich mag nicht mehr hören, wenn gut gemeinte Apelle und aufwändige Studien diesen Eindruck erwecken. Zuletzt zum Beispiel berechnet die UN-Handelsorganisation UNCTAD, was es kostet, in 48 Entwicklungsländern entscheidende UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Hier ist die Halbzeitbilanz düster; das mussten sich die Staatenlenker vor dem SDG-Gipfel gerade von UN-Generalsekretär Guterres vorhalten lassen. Laut UNCTAD könnten die 48 Länder mit rund 6 Milliarden US-Dollar pro Jahr nachhaltige Ernährungssysteme schaffen, was den Hunger und die Übernutzung von Land und Meer beenden würde – gleich drei SDGs wären erreicht. Geschlechtergerechtigkeit würde laut UNCTAD nur wenig mehr kosten. Wird da nicht Entscheidendes ausgeblendet? Zum Beispiel sind Kriege und Bürgerkriege die größte Ursache für Hungersnöte und Flucht, und die auf Investoreninteressen zugeschnittene Weltfinanzordnung hat gerade erneut zu einer Verschuldungskrise im globalen Süden geführt. Und verändern gute staatliche Ausgaben – so wichtig die sind – ohne Weiteres kulturell verankerte Geschlechterrollen? Wichtiger als Geld scheint mir hier organisierter Protest von Frauen und sexuellen Minderheiten. Klar: Entwicklungsländer, vor allem arme, brauchen mehr finanzielle Unterstützung. Doch dass die Beseitigung aller Übel vor allem eine Frage des Geldes wäre, ist ein Märchen, das von entscheiden Fragen ablenkt – nicht zuletzt von Machtfragen.

Neu auf "welt-sichten"

Erstmals hat Brasilien ein Ministerium für indigene Völker. Die Ministerin Sônia Guajajara ist als Aktivistin für indigene Völker und die Umwelt bekannt geworden. Sarah Fernandes hat sie nach ihren Zielen gefragt und wer die hintertreibt.

Bundeskanzler Olaf Scholz möchte künftig Ländern des Südens auf „Augenhöhe“ begegnen. Aber bei Schritten gegen Steuervermeidung will der Club der Industrieländer das Kommando behalten. Ein UN-Abkommen wäre besser und würde Entwicklungsländern echte Einflussmöglichkeiten geben, meine ich.

Religionsvertreter engagieren sich verstärkt für Klimaschutz. So hat sich die Föderation Asiatischer Bischofskonferenzen einer internationalen Kampagne gegen fossile Brennstoffe angeschlossen. Und auf dem nächsten Klimagipfel in Abu Dhabi soll es erstmals ein Gipfeltreffen der Religionsoberhäupter geben, berichtet Katja Dorothea Buck.

In welchen Ländern ist Unterernährung verbreitet, wo wird die Lage besser und wo schlimmer? Unsere neue Infografik gibt einen Überblick.

Noch immer interessant

Importierter Konflikt: Mitte September hat in Stuttgart eine Veranstaltung von in Deutschland lebenden Eritreern zu gewaltsamen Protesten geführt. Die Gegner warfen den Teilnehmenden vor, die brutale Diktatur in ihrer Heimat zu stützen. Wie tief der Streit geht und welche schlimmen Schicksale dahinterstecken, hat meine Kollegin Melanie Kräuter 2019 herausgefunden.

Medienschau: Was andere berichten

Unterdrückungshilfe: Für Drogenbekämpfung haben Geber seit 2012 fast eine Milliarde Dollar an Entwicklungshilfe vergeben, etwa für die Polizei – Japan sogar an den Iran. Ein Skandal, findet "Devex" – man weiß, dass Repression hier nur schadet.

Kleiderordnung auch in Fernost: Mit einem Gesetzentwurf zu Kleidungsverboten will Peking Kleidungsstücke unter Strafe stellen, die „Gefühle der chinesischen Nation“ verletzen. Das führt zu Debatten und ist schwammig, schreibt "China.Table".

Warum konnten Massenproteste 1979 den Schah stürzen, aber nicht heute das Regime im Iran? "Foreign Policy" nennt drei Gründe: Die Mullahs schlagen Proteste ohne Rücksicht auf das Ausland nieder, die Schergen bleiben loyal, jede Kommunikation wird gelenkt.

Denkfabrik: Was Fachleute sagen

Leerstelle: Klimaschutz kann nicht national betrieben werden, aber eine schlüssige Klima-Außenpolitik fehlt in Deutschland. Was für diese alles einkalkuliert werden müsste, zeigt eine neue Studie, die ich zusammenfasse.

Der Kronprinz modernisiert Saudi-Arabien – ein bisschen: Die Crisis Group erklärt die Strategie kultureller Reformen, wirtschaftlicher Diversifizierung und diplomatischer Offensiven von Mohammed bin Salman und auf welche Hindernisse sie stößt.

Ausblick

"Ende des billigen Wohlstands. Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört" – um die provokanten Thesen aus dem gleichnamigen Buch von Wolfgang Kessler, des früheren Chefredakteurs von "Publik Forum", geht es auf dem wirtschaftspolitischen Thementag am 30. September in Frankfurt am Main. Unter anderem werden der Sozialwissenschaftler Niko Paech, Boniface Mabanza von der Arbeitsstelle Südliches Afrika in Heidelberg sowie ein Vertreter der IG Metall diskutieren. Veranstaltet wird die Tagung im Haus am Dom von der Katholischen Erwachsenenbildung Frankfurt und der Leserinitiative Publik-Forum.de; nähere Informationen hier.

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