Harte Zeiten für Friedensstifter

Sudan, Haiti, Burkina Faso, Myanmar, Jemen und natürlich Ukraine und Gaza – die Zahl der mit Gewalt ausgetragenen Konflikte und Kriege ist so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr. Hinzu kommt, dass sich viele Konflikte schwieriger als früher von außen zum Guten beeinflussen oder sogar beenden lassen. Das liegt unter anderem daran, dass selbst in lokalen Auseinandersetzungen wie dem Bürgerkrieg im Sudan eine Vielzahl auswärtiger Kräfte mitmischen, im Sudan etwa Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Russland und die USA, um nur einige zu nennen. Zum anderen spielen die Vereinten Nationen als Hüter des Friedens derzeit praktisch keine Rolle, weil die rivalisierenden Großmächte alle Initiativen im UN-Sicherheitsrat blockieren. Die Konfliktbearbeitung muss also neue Wege gehen, erklären Emma Beals und Peter Salisbury in ihrem Beitrag. Vor allem Vermittler müssen kreativer und kooperativer werden, schreiben sie.

Bleibt zu hoffen, dass die beiden mit ihren Vorschlägen gehört werden. Sie, liebe Leserinnen und Leser, können dazu beitragen, indem Sie "welt-sichten" unterstützen. Denn kluge Analysen wie die von Emma Beals und Peter Salisbury, die in unserer hektischen Social-Media-Welt mehr Aufmerksamkeit brauchen, gibt es nicht kostenlos.

Eine erhellende Lektüre wünscht Ihnen

Tillmann Elliesen

Neu auf "welt-sichten"

Haiti am Abgrund: Auf der Karibikinsel greifen bewaffnete Banden nach der Macht im Staat. Die Bevölkerung leidet schon lange unter dem Zerfall politischer und gesellschaftlicher Strukturen, berichten im Interview Pierre Hugue Augustin und Darline Volcy, die beide für die Kindernothilfe in Haiti arbeiten. Den Gangs muss der Geldhahn abgedreht werden, fordern sie.

Früher GIZ, heute BDI: Als Chefin des Spitzenverbands der deutschen Industrie wettert Tanja Gönner jetzt gegen die dominante Stellung der staatlichen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit – die sie selbst bis vor zwei Jahren noch geleitet hat. Das Entwicklungsministerium is not amused, berichtet Marina Zapf.

Österreichs Entwicklungshilfe wächst – und das hat vor allem mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine zu tun: Die Alpenrepublik rechnet sich die Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge  großzügig als Hilfe an. Aber auch die nichtstaatlichen Hilfsorganisationen verzeichnen Spendenzuwächse, berichtet Milena Österreicher.

Nein zu Gewalt gegen Frauen! In Tansania haben Polizei und Behörden lange Zeit  darüber hinweggesehen, dass Frauen immer wieder Opfer von Gewalt werden. Einige besonders brutale Angriffe verändern nun langsam das Verhalten der staatlichen Institutionen und die öffentliche Haltung. Eine neue Folge aus unserer Reihe "Was tut sich in ...?" Auch in Kenia sind Frauen unlängst auf die Straße gegangen, um für mehr Schutz zu demonstrieren. Eine neue Studie analysiert dort das Problem häuslicher Gewalt gegen Frauen. Barbara Erbe hat sie gelesen.

Noch immer interessant

Pünktlich zum Frauentag morgen hat das Auswärtige Amt auf einer Veranstaltung Anfang der Woche neue Papiere vorgelegt, die die feministische Außenpolitik in die Praxis umsetzen sollen. Gefordert wird darin unter anderem, Frauen stärker in das Management von Krisen und die Friedensbearbeitung einzubeziehen. Völlig richtig, aber nicht neu – wie so manches nicht wirklich neu, sondern seit vielen Jahren Konsens ist, was jetzt in Außen- und Entwicklungspolitik mit dem Label "feministisch" versehen wurde. Wie wichtig und produktiv es ist, Frauen an der Friedensarbeit zu beteiligen, hat jedenfalls schon vor mehr als sieben Jahren die kluge Thania Paffenholz in "welt-sichten"erläutert. Immer noch lesenswert!

Filmtipp

Signale der Hoffnung in Myanmar: Die Dokumentarfilmerin Snow Hnin Ei Hlaing begleitet eine buddhistische Hebamme und ihre muslimische Auszubildende vom Volk der Rohingya, die trotz religiöser und ethnischer Spannungen sowie Kämpfe im Bundesstaat Rakhaing im Westen Myanmars kooperieren. Sehenswert, findet unser Filmkritiker Reinhard Kleber.

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