Liebe Leserinnen, liebe Leser,
chinesische Unternehmen bauen in vielen afrikanischen Staaten Straßen, Flughäfen oder Eisenbahnen – auch in Sambia. Viele Regierungen in Europa kritisieren, dass so der Einfluss Chinas wachse, doch sie sind auch selbst schuld daran, dass etwa Sambia lieber mit China kooperiert, erklärt der Politikwissenschaftler Emmanuel Matambo im Interview. Afrikaner, sagt er, können eigenverantwortliche Entscheidungen treffen. Und dass Sambia inzwischen die aufgenommenen Kredite nicht mehr an China zurückzahlen könne, liege nicht an einer "Schuldenfallendiplomatie" Chinas, sondern vor allem an Fehlern der sambischen Regierung, betont er in dem spannenden Interview.
Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre und schöne Sommertage,
Nach dem Heft ist vor dem Heft: Spätestens dieses Wochenende sollte bei Ihnen die druckfrische "welt-sichten"-Ausgabe mit dem Schwerpunkt Landwirtschaft im Briefkasten liegen. Jetzt arbeiten wir an den nächsten Ausgaben. Während für Heft 5 mit dem Schwerpunkt Subkulturen die Artikel schon weitestgehend bestellt sind, haben wir heute mit der Planung für die Dezember-Ausgabe begonnen. Sie wird den Fokus auf das Thema Korruption legen. Unter anderem wollen wir politische und transnationale Korruption in den Blick nehmen. Sie dürfen wieder gern Vorschläge und Wünsche beisteuern. Welche Aspekte interessieren Sie besonders, welche großen Korruptionsfälle mit Süd-Bezug sollten wir uns genauer anschauen? Antworten Sie einfach auf diesen Newsletter oder schreiben Sie an newsletter@welt-sichten.org.
Afrikas Händler am Bosporus: In Istanbul haben sich Afrikaner niedergelassen, die Kleider oder Möbel in ihre Heimatländer verkaufen. Dieser sogenannte Kofferhandel floriert, ist aber für die Zugewanderten kein Zuckerschlecken, berichtet Elisa Domingues dos Santos.
Nachlassen ist nicht angebracht: Einige Zeit hat die Covid-Pandemie die Eindämmung von HIV-Infektionen von der Prioritätenliste globaler Gesundheitspolitik verdrängt. Eine von Deutschland ausgerichtete Aids-Konferenz hat nun wieder Impulse gegeben, schreibt Marina Zapf.
Wo Hilfe nicht mehr nötig ist: Nach fünfzig Jahren beendet die Schweizer NGO Helvetas die Zusammenarbeit mit Bhutan. Eine neu gegründete lokale Firma wird einen Teil der Arbeit weiterführen. Samanta Siegfried erklärt die Hintergründe.
"Wir bleiben ein wichtiger Partner des Globalen Südens": Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) muss kommendes Jahr voraussichtlich mit knapp einer Milliarde Euro weniger auskommen. Folgen könnte dies etwa für die Hilfe bei akuten Krisen und für deutsche Hilfswerke haben, sagt Schulze im Interview.
Trojanisches Pferd aus Europa? Das Samoa-Abkommen, das die Europäische Union jüngst mit Ländern Afrikas, der Karibik und des Pazifik geschlossen hat, ist für die katholischen Bischöfe Nigerias ein verdeckter Angriff von Homosexuellen-Freunden auf die Werte Afrikas. Und auch andere fordern deshalb, dass Nigeria das Abkommen kündigt, berichtet Katja Dorothea Buck.
Vielleicht ein Hoffnungsschimmer? Angola hat gerade einen Waffenstillstand zwischen Ruanda und der DR Kongo ausgehandelt. Ab diesem Sonntag sollen die Waffen schweigen. Europa hatte anscheinend wenig mit den Verhandlungen zu tun, wahrscheinlich konzentrieren sich seine Diplomaten ganz auf die bedrohliche Lage im Nahen Osten. Dennoch darf der Westen nicht einfach zuschauen, wie auch in Afrika die Bürgerkriege enormes menschliches Leid und humanitäre Katastrophen verursachen. "Stoppt die Eskalation im Ostkongo" hat vor knapp einem halben Jahr mein Kollege Bernd Ludermann gefordert. Sein Kommentar ist noch immer lesenswert.
Irre Odyssee: Ein somalischer Journalist flieht vor den Islamisten Richtung Deutschland, wo sein Sohn lebt – doch Polen zwingt ihn an der Grenze zurück, Russland will ihn dann als Soldat in der Ukraine einsetzen und ihn, als er sich weigert, in die Heimat abschieben, berichtet der "Guardian".
Schwappt die Protestwelle über? In Kenia gehen seit Wochen Tausende gegen die Regierung auf die Straße. Die Proteste könnten nun auch andere Länder der Region erfassen, berichtet das "IPG Journal".
Stimmen aus Afrika im Podcast: Die EU richtet ihre Beziehungen zu Afrika neu aus – und das ECDPM fragt Afrikanerinnen und Afrikaner in einer Serie von Podcasts, wie sich das in ihren Ländern auswirkt. Hörenswert: Moses Isooba, der Direktor einer NGO-Plattform in Uganda, beklagt, dass in Europas Ansatz die Menschenrechte und die Stärkung lokaler Organisationen abgewertet würden. Er fürchtet, dass die EU mit der Global Gateway-Initiative China imitiert. Investitionen in Infrastruktur sind wichtig, sagt Isooba, müssen aber in Abstimmung mit lokalen Gemeinschaften und unter Achtung ihrer Rechte geschehen – und mit lokaler Expertise. EU-Entscheidungsträger: bitte zuhören!
Übersicht zu neuen Gebern: Golfstaaten und Schwellenländer wie China und Brasilien zählen heute zu den Gebern von Entwicklungshilfe. Eine neue Studie stellt Informationen zu acht von ihnen zusammen. Bernd Ludermann hat sie gelesen.
Polizisten gegen Studenten: In Bangladesch haben brutale Polizeieinsätze aus Studentenprotesten eine Massenbewegung gegen die Regierung gemacht. Sie wurde nun vorerst erstickt. Die "Crisis Group" erklärt gut die Ursachen der Krise und mögliche Auswege.
Vietnams Saubermann ist tot: Der Generalsekretär der KP und frühere vietnamesische Staatspräsident ist gestorben. Die Folgen seiner harten Hand, warum er als Kämpfer gegen Korruption populär war und wieso die Suche nach einem Nachfolger heikel und schwierig ist, analysiert "Foreign Policy".
Warum nicht mal wieder ins Kino gehen? Empfehlen können wir bzw. unser Rezensent Reinahard Kleber die charmante Politkomödie aus dem Himalaya "Was will der Lama mit dem Gewehr?". Sie erzählt in drei fiktiven Erzählsträngen, wie der König von Bhutan 2006 zugunsten seines Sohnes abdankte und eine parlamentarische Monarchie einführte. Und wie sich die ländliche buddhistische Bevölkerung im praktischen Umgang mit der Demokratie zunächst schwertat. Der Film läuft heute an – und zumindest hier in Frankfurt am Main ist heute ja eher Kino- als Biergartenwetter.