Darf man Urlaub bei den Taliban machen?

Liebe Leserinnen, liebe Leser, 

ist Ihnen Pauschalurlaub am Strand zu langweilig? Wenn Sie ein bisschen mehr Abenteuer wollen und Risiken nicht scheuen, dann könnten Sie Urlaub in Afghanistan machen. Denn seit der Machtübernahme der Taliban, die im August vier Jahre her ist, nimmt der Tourismus wieder zu, berichtet Julian Busch in unserem aktuellen Heft. Die Taliban unterstützen das: Es gibt ein Tourismusministerium und eine Schule für „Gastfreundschaft“, in der Afghanen sich als Touristenführer und im Management von Hotels weiterbilden können. Busch hat mit Reisenden gesprochen, die letztes Jahr in Afghanistan waren und dort viel Armut gesehen, aber auch große Gastfreundschaft erfahren haben. Immer wieder haben sie sich gefragt, wie moralisch Tourismus unter dem Regime der Taliban ist, die vor allem Frauenrechte mit Füßen treten. 

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und eine gute Woche. 

Neu auf welt-sichten

Rüstungslobbyisten gehen in Brüssel in Stellung: Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union sollen nach dem Willen der EU-Kommission die Ausgaben für Waffen und Rüstungsgüter in den kommenden Jahren drastisch erhöhen. Rüstungskonzerne wittern das große Geschäft, berichtet Tillmann Elliesen.

Ehrlichkeit ist auch für Firmen keine Zumutung: Die Initiative der EU-Kommission gegen Greenwashing, bei dem Produkte irreführend als klimafreundlich beworben werden, droht zu scheitern. Das wäre ein weiterer Rückschritt für den Schutz von Umwelt und Menschenrechten, kommentiert Barbara Erbe.

„Niemand soll hungrig einschlafen müssen“: Seit gut zehn Jahren versorgen Freiwillige der Robin Hood Army in Neu-Delhi und anderen indischen Großstädten arme Menschen mit gespendeten Lebensmitteln. Unser "Was tut sich" aus Indien. 

Hilfsorganisationen mahnen, nicht bei den Ärmsten zu sparen: Finanzminister Lars Klingbeil will die Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit kürzen. In ihrem diesjährigen Bericht zur Entwicklungspolitik der Bundesregierung fordern Terre des Hommes und die Welthungerhilfe, die Hilfe auf die ärmsten Länder zu fokussieren und geplante Kürzungen bei der Ernährungssicherung zurückzunehmen.

Was Sie verpasst haben könnten

Auf der Suche nach Mitteln gegen den Augenwurm: Viele Menschen in West- und Zentralafrika sind von diesem Wurm befallen. Das ist nicht akut tödlich, aber schmerzhaft und es gibt kaum Behandlungsmöglichkeiten. Ein kleines partizipatives Forschungsprojekt in Gabun soll das ändern. Laura Salm-Reifferscheidt hat es sich angeschaut. 

Die Weltbank fördert eine Risikotechnik: Künftig kann die Weltbank auch Atomkraftwerke finanzieren – nicht zuletzt auf Druck der USA. Dabei ist diese Technik hochriskant und für ärmere Länder eine sehr schlechte Option, kommentiert Bernd Ludermann.

Noch immer interessant

In Sierra Leone gibt es derzeit einen neuen Ausbruch von MPox: Bis letzte Woche sind bereits 4000 neue Krankheitsfälle und 25 Tote gezählt worden. Wie sich Afrikas Staaten nach der Corona-Pandemie auf solche Epidemien besser  vorbereitet haben, hat Sara Jerving in unserem Heft über globalen Gesundheitsschutz berichtet. Ob die neuen Institutionen und Verfahren helfen, wird sich jetzt erneut zeigen. Nicht helfen tut allerdings, dass die USA, seit der Artikel geschrieben wurde, aus der Weltgesundheitsorganisation austreten sind. Dieser Schritt  gefährdet die Gesundheit von Millionen Menschen – auch in den USA, habe ich kommentiert. 

Filmtipp

Eine interkulturelle Romanze: Das Liebesdrama "Black Tea" zwischen einer Frau aus Côte d’Ivoire und einem Teehändler aus Südchina bietet vielfältige Einblicke in die afrikanische Diaspora in China. Unser Rezensent Reinhard Kleber lobt den Film und findet, dass „Black Tea“ viele Denkanstöße und Stoff für Diskussionen liefert. Der Film läuft seit letzter Woche in den deutschen Kinos. 

Aus unserem Partnernetzwerk

Wir kooperieren mit anderen Organisationen, die sich mit dem globalen Süden befassen, etwa mit dem Magazin "Südostasien", der Infostelle Peru, der Werkstatt Ökonomie (WOEK) und der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA). Hinweise auf interessante Beiträge unserer Partner finden Sie im Kasten „Aus unserem Partnernetzwerk“ – diesmal auf einen Artikel des Magazins Südostasien über Korruption in Indonesien sowie auf einen Artikel der Infostelle Peru, der sich mit den Rechten von Arbeiterinnen in der Landwirtschaft und einem Gesetzentwurf dazu befasst. Schauen Sie mal rein. 

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