welt-sichten im August: Sicht des Südens auf Entwicklungszusammenarbeit

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Nord-Süd-Beziehungen sind zurzeit im Umbruch. Immer mehr reiche Staaten, allen voran die USA, ziehen sich auf sich selbst und die eigenen Interessen zurück und kürzen die öffentliche Entwicklungshilfe oder ordnen sie außenpolitischen Zielen unter – mit verheerenden Folgen für viele sinnvolle Projekte, etwa im Gesundheitswesen. Für manche Staaten des Südens ist das ein heftiger Schlag. Und doch fänden es auch viele „erfrischend, dass die Heuchelei vorbei ist“, erklärt der philippinische Soziologe und Aktivist Walden Bello meinem Kollegen Bernd Ludermann im Interview zur Erosion der vom Westen dominierten Weltordnung. Was der Norden unter Entwicklungszusammenarbeit versteht, verdient diesen Titel aus Sicht des Südens längst nicht immer. 

In diesem Heft blicken Fachleute aus Asien, Afrika und Lateinamerika auf die westliche Entwicklungspolitik. So klagt der Politikexperte und ehemalige liberianische Minister Gyude Moore, Europa gestalte Partnerschaften mit Afrika immer noch nach eigenen Vorlieben – China höre da mehr zu. Europäische Unternehmen hätten etwa jahrzehntelang von Rohbohnen aus Ghana und der Côte d’Ivoire profitiert und die Rufe afrikanischer Regierungen nach Verarbeitung im eigenen Land ignoriert. Nun planen die Côte d’Ivoire und China eine neue Verarbeitungs­anlage in der Nähe von Abidjan.

Austausch statt Kontrolle auch in nichtstaatlichen Partnerschaften fordert Nathalie Beghin, Ko-Direktorin des Instituts für sozioökonomische Studien (Inesc), das sich in Brasilien für Menschenrechte und Demokratie einsetzt. Manjula Bharathy, Professorin am Zentrum für Stadtpolitik und Governance in Mumbai, schreibt, wie der westliche Feminismus in Indien gewirkt hat und wie Inderinnen auf dem Land Feminismus gestalten. 

Jenseits der Entwicklungspolitik berichtet Ismail Einashe über zweifelhafte CO2-Zertifikate, für die Angehörige der Massai von ihrem Land vertrieben werden. Rishabh Jain schildert, was Menschen im ländlichen Nordindien auf sich nehmen müssen, um medizinisch gut versorgt zu sein – viele ziehen deshalb vom Land in die Städte. Und Laura Salm-Reifferscheidt hat in Gabun eine kleine Forschungsstation besucht, die Mittel gegen eine verbreitete und schmerzhafte Wurminfektion finden will.

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