Megacitys

Alex Rühle (Hg.) Megacitys. Die Zukunft der Städte C.H. Beck Verlag, München 2008, 160 Seiten, 9,95 Euro

Von Bombay bis Tokio: Elf Schriftstellerinnen und Schriftsteller schreiben in diesem schmalen Buch über zwölf der größten Städte der Erde. Sie nähern sich mit subjektivem und liebevollem Blick der Faszination dieser Megacitys, deren Zahl bis 2015 auf weltweit 60 ansteigen soll. In ihnen werden 700 Millionen Menschen zu Hause sein. Die Zukunft der Städte liegt in Afrika, Asien und Lateinamerika – konsequenterweise haben hier aus dem Westen nur London und Los Angeles einen Platz. Die Autorinnen und Autoren begeben sich auf Spurensuche – bei manchen beginnt sie in der Kindheit, bei anderen heute direkt vor der eigenen Haustür. So beschreibt der nigerianische Schriftsteller Chris Abani, der in seiner Heimat vom Tod bedroht ist und deshalb im Exil lebt, in kurzen, aber einprägsamen Vignetten den Moloch Lagos, die „Schrottgeburt aus Dreck und Feuer“, der er dennoch reizvolle Seiten abgewinnen kann. Florian Coulmas macht sich morgens in Tokio auf den Weg, um mit der U-Bahn ins Büro zu fahren, und stellt seiner Wahlheimatstadt ein hervorragendes Zeugnis in punkto Sicherheit aus. Xu Xing nimmt einen Kneipenbesuch in Peking zum Anlass, um über die rasante Veränderung der chinesischen Hauptstadt zu sinnieren. Die lesenswerten Beiträge zeichnen farbige Bilder vom Leben in einer Megastadt.

(gwo)

 

 

Wolfgang Schwentker (Hg.) Megastädte im 20. Jahrhundert Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen 2009, 308 Seiten, 29,90 Euro

Der Sammelband richtet einen historischen Blick auf die Entstehung und Entwicklung von Megastädten. Anhand von elf Beispielen gehen die Autoren den Ursachen für das Wachstum der Städte sowie seinen sozialen und ökonomischen Begleiterscheinungen nach. Sie analysieren, wie die lokalen Verwaltungen darauf reagiert und wie die Bewohner einer Megastadt die Veränderungen ihres Umfeldes wahrgenommen haben. Neben Chicago, London und Moskau werden unter anderem Schanghai, Neu-Delhi und Lagos betrachtet. Dabei werden ähnliche Entwicklungslinien sichtbar. Die wirtschaftliche Modernisierung und ein politischer Wandel, etwa Revolutionen, Kriege oder die Unabhängigkeit von einer Kolonialmacht, spielten eine entscheidende Rolle für das gleichsam explosionsartige Wachstum. Auch die sozialen Probleme ähneln sich: So ist mit dem Zuzug von unzähligen Arbeitssuchenden ein informeller Arbeitsmarkt entstanden, der zugleich fester Bestandteil der Ökonomie von Megastädten geworden ist. Mit einer Fülle von Details beschreiben die Autoren über die gemeinsamen Linien hinaus die Besonderheiten in der Entwicklung der einzelnen Megastädte. Aus der historischen Betrachtung werden Lehren für die Gegenwart und die Zukunft der Globalisierung ersichtlich. Das faktenreiche Buch dürfte vor allem für ein Fachpublikum interessant sein.

(gwo)

 

 

Kees Koonings, Dirk Kruijt (Hg.) Megacities. The Politics of Urban Exclusion and Violence in the Global South Zed Books, London 2009, 200 Seiten, ca. 24 Euro

Die Metropolen des Südens sind Anziehungspunkt für die arme Landbevölkerung, die auf ein besseres Einkommen hofft. Armut und soziale Ausgrenzung werden nach Einschätzung von Kees Koonings und Dirk Kruijt deshalb künftig vor allem in Städten zu einem Problem werden. Die Beiträge ihres Buches analysieren Entwicklungen in Megastädten, die in den vergangenen Jahrzehnten zur Zunahme von Marginalisierung und Gewalt geführt haben. Die Gewalt, oft von kriminellen Jugendbanden ausgeübt, wird angesichts des Versagens offizieller Instanzen zur Grundlage alternativer Formen von Kontrolle, der sich die Slumbewohner unterwerfen müssen. Sie unterminiert soziale Bewegungen, die sich für bessere Lebensbedingungen und mehr politische Beteiligung stark gemacht haben. Wichtigste Aufgabe der Armutsbekämpfung sei es, den Teufelskreis der Gewalt zu durchbrechen und ein Mindestmaß an Sicherheit wiederherzustellen. Politik und Verwaltung erhalten ein schlechtes Zeugnis. Sie seien weitgehend machtlos, häufig würden die Grenzen zwischen legalem und illegalem Handeln verwischt. Das Buch bietet erschreckende Einblicke in das Ausmaß der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Ausgrenzung armer Stadtbewohner und macht eindringlich klar, wie dringend politische Lösungen gebraucht werden.

(gwo)

 

 

Dirk Bronger Metropolen, Megastädte, Global Cities. Die Metropolisierung der Erde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, 216 Seiten, 44,90 Euro

Dirk Bronger gibt in seinem Buch anhand von zahlreichen Beispielen einen umfassenden Überblick über das Phänomen der „Megapolisierung“, also des rasanten Wachstums von Megastädten, und seine Folgen. Er beleuchtet historische, geografische, ökonomische, politische und soziale Aspekte dieser Entwicklung, die das 21. Jahrhundert entscheidend prägen wird. Er entwickelt ein weltweit vergleichbares Konzept von Metropolisierung, in dem er die Unterschiede zwischen Nord und Süd herausarbeitet. So untersucht er etwa Industrie, Verkehr, Kommunikation, Bildung, Gesundheit und Lebenssituation der Einwohner von Mumbai, Mexiko City, Seoul und New York. Insgesamt stellt er fest, dass die Kluft zwischen Arm und Reich in den Megastädten der Erde größer ist als in kleineren Städten oder ländlichen Regionen. In den Entwicklungsländern sei sie jedoch unvergleichlich größer als in den Industrienationen. Auch habe es keine Megastadt im Süden bislang geschafft, in den Rang einer „Global City“ aufzusteigen, also einer Stadt, die eine bedeutende Rolle bei der Steuerung und Kontrolle von Globalisierungsprozessen spielt. Bronger illustriert seine Thesen mit einer Fülle von Einzelbeispielen, Tabellen, Grafiken, Bildern und Karten. Das macht sein Buch zugleich zu einem interessanten Nachschlagewerk.

(gwo)

welt-sichten 08-2010

 

erschienen in Ausgabe 8 / 2010: Metropolen: Magnet und Molloch

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