Giftige Geschäfte

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Brasilien und Südafrika sind wichtige Absatzmärkte für deutsche Pestizidhersteller wie Bayer und BASF. In beide Länder exportieren die Konzerne auch Wirkstoffe, die in der Europäischen Union verboten sind, dokumentiert eine Studie.

Atemnot, Fehlgeburten, Krebs: Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft birgt erhebliche Risiken für Arbeiter sowie Menschen, die in der Nähe der Plantagen leben. Auf deutschen Äckern landen deshalb nur Wirkstoffe, die von der EU-Kommission nach einem aufwendigen Prüfverfahren zugelassen wurden. Doch diese Regeln gelten nicht für den Export in Drittländer. In Brasilien und Südafrika verkaufen die deutschen Agrarchemiekonzerne Bayer und BASF insgesamt 28 Wirkstoffe, die in der Europäischen Union (EU) nicht zugelassen sind.

Das ist das Ergebnis einer Recherche des katholischen Hilfswerks Misereor, der Rosa Luxemburg-Stiftung und des Entwicklungsnetzwerks Inkota. Der Studie zufolge verkaufen beide Konzerne auch Wirkstoffe, die in der EU zunächst erlaubt waren, nach einiger Zeit jedoch aufgrund der nachgewiesenen Risiken für Mensch und Natur verboten wurden, unter anderem Cyanamid von BASF und Propineb von Bayer. Die Recherchen offenbarten die „Doppelstandards im globalen Pestizidgeschäft“, schreiben die Autoren.

Lasche Gesetze

Brasilien und Südafrika böten wichtige Absatzmärkte nicht nur für deutsche Pestizidhersteller, heißt es in der Studie. In Brasilien etwa sei der Pestizidverbrauch von jährlich 162.461 Tonnen im Jahr 2000 auf 549.280 Tonnen im Jahr 2018 gestiegen. Das liege vor allem am Anbau von Monokulturen wie Mais, Soja und Zuckerrohr, die einen hohen Einsatz von Pestiziden benötigten. In beiden Ländern werden der Studie zufolge auf vielen Plantagen die Arbeiter nur unzureichend vor den Pestiziden geschützt.

Beim Verkauf der in der EU verbotenen Wirkstoffe profitieren Bayer und BASF von der vergleichsweise lascheren Zulassungspraxis in Brasilien und Südafrika. So überprüfe das südafrikanische Agrarministerium die Pestizide nicht mehr nach ihrer Zulassung – dabei seien die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt oft erst nach einigen Jahren erkennbar. In Brasilien sei die Zulassung von neuen Pestiziden unter dem Präsidenten Jair Bolsonaro noch leichter als zuvor geworden: Alleine 2019 wurden der Studie zufolge 474 neue Pestizide erlaubt.

Die Agrarchemiekonzerne Bayer und BASF müssen den Export hochgiftiger Pestizide in Länder des globalen Südens stoppen, fordern die Entwicklungsorganisationen. Dabei appellieren die Autoren der Studie auch an die deutsche Bundesregierung. Auf der Grundlage des Pflanzenschutzmittelgesetzes könne sie den Export von in der EU nicht genehmigten Wirkstoffen verbieten. „Es ist ein großes Versäumnis mit fatalen Folgen, dass das Landwirtschaftsministerium die bestehenden rechtlichen Möglichkeiten bislang nicht ausnutzt“, erklärte Inkota-Landwirtschaftsreferentin Lena Luig.
 
 

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