Oppositionsführer Khan erklärt sich zum Wahlsieger in Pakistan

Bisherige Regierungspartei beklagt Manipulation
Noch waren nicht alle Stimmen in Pakistan ausgezählt, da kürte sich der Herausforderer selbst zum Gewinner: Der ehemalige Spitzensportler Khan sieht sich bereits an der Regierung. Doch die Muslim-Liga will das Ergebnis anfechten.

Islamabad, Dubai (epd). In Pakistan hat sich Oppositionsführer Imran Khan zum Sieger der Parlamentswahl vom Mittwoch erklärt: Der 65-Jährige Ex-Kricketspieler versprach in seiner ersten Ansprache am Donnerstag einen "islamischen Wohlfahrtstaat", Armutsbekämpfung und das Ende der Korruption, wie pakistanische Medien berichteten. Der 65-jährige frühere Starsportler will sich zudem für bessere Beziehungen zum Nachbarland Indien einsetzen und einen neuen Anlauf zur Lösung des Kaschmir-Konflikts nehmen.

Anhänger von Khans populistischen Anti-Korruptionspartei PTI feierten bereits in der Nacht den Triumph ihrer Partei. Abgeschlagen ist die regierende Muslim-Liga von Ex-Ministerpräsident Nawaz Sharif, der wegen Korruption in Haft ist. Die Partei zweifelt die Richtigkeit der Wahlergebnisse an und will das Resultat nicht anerkennen. Sie ging mit Shahbaz Sharif, dem Bruder von Nawaz als Spitzenkandidat in die Wahl.

Khan versicherte hingegen, es seien die "saubersten Wahlen in der Geschichte Pakistans" gewesen und sicherte der Opposition zu, alle Betrugsvorwürfe zu untersuchen. Die Wahlbeteiligung lag nach einer Schätzung des Umfrageinstitutes Gallup bei 50 bis 55 Prozent - ähnlich wie bei der letzten Abstimmung 2013. Khan soll die Unterstützung des Militärs haben, das Pakistan jahrzehntlang beherrschte. Khan bestreitet aber, dass seine Partei von der Armeeführung favorisiert wird.

Politisches Chaos droht

Nach Auszählung von 49 Prozent der über 8.500 Wahllokale bekommt Khans PTI 120 der 272 allgemein gewählten Sitze des Parlaments. Die Nationalversammlung hat zudem 60 reservierte Sitze für Frauen und 10 für religiöse Minderheiten. Besonders in der bevölkerungsreichen Punjab-Provinz, in der die Partei der Industriellenfamilie Sharif traditionell ihre Wählerbasis hat, legte Khan deutlich zu.

Es war am Donnerstagabend noch unklar, ob Khans Mehrheit ausreichen wird, um als Partei allein die Regierung zu stellen oder ob die PTI eine Koalition eingehen muss. Unklar war ebenso, ob die unterlegenen Parteien das Ergebnis der Wahl akzeptieren werden. Sollte dies nicht der Fall sein, droht der Atommacht Pakistan politisches Chaos mit Streiks und Demonstrationen.

Shahbaz Sharif erklärte, seine Partei werde die Wahl nicht anerkennen. "Wegen massiver und offensichtlicher Unregelmäßigkeiten weisen wir die Resultate der Wahl 2018 vollständig zurück", schrieb Sharif auf Twitter. Besonders das schleppende Tempo der Stimmauszählung erregt Aufsehen. Die Wahlkommission bestreitet jedoch alle Manipulationsvorwürfe. Grund der Verzögerung sei eine technische Panne bei der Übermittlung der Resultate, erklärte Babar Yaqoon, Sekretär der Kommission.

800.000 Sicherheitskräfte im Einsatz

Bereits vor der Wahl hatten Angehörige von Sharifs Partei über Einschüchterung und Repressalien geklagt. Auch Pakistans unabhängige Menschenrechtskommission hatte eine massive Manipulation der Abstimmung kritisiert. Das Wahlbeobachterteam der Europäischen Union hatte sich über Behinderungen beschwert. Der Wahlkampf war von Gewalt überschattet. Am Wahltag starben bei einem Anschlag auf ein Wahllokal in der Stadt Quetta mindestens 31 Menschen.

Es ist erst das zweite Mal in der Geschichte des seit 1947 unabhängigen Pakistan, dass eine zivile Regierung in einer demokratischen Wahl abgelöst wird. Jahrzehntelang stand das islamische Land unter Militärherrschaft. Bei der Wahl am Mittwoch waren insgesamt 800.000 Sicherheitskräfte im Einsatz - darunter rund 370.000 Soldaten.

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