Prozess gegen "Lifeline"-Kapitän in Malta wird fortgesetzt

epd-bild/Hermiine Poschmann/Mission Lifeline
Rettungsschiff "Lifeline"
In Malta soll an diesem Donnerstag der Prozess gegen den Kapitän des deutschen Seenotrettungsschiffs "Lifeline" fortgesetzt werden. Dem 57-jährigen Claus-Peter Reisch wird vorgeworfen, das von der Dresdner Organisation "Mission Lifeline" betriebene Rettungsschiff fehlerhaft registriert zu haben.

Dresden/Valletta (epd). Ein Urteil in dem Prozess wird für den 11. September erwartet. Die Verhandlungen hatten am 2. Juli in Valletta begonnen. "Wir erwarten so langsam mal, dass die Anklage irgendwas vorlegt", sagte der Sprecher der Hilfsorganisation, Axel Steier, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Dresden. Bisher gebe es nur die Anschuldigung wegen "der angeblichen falschen Registrierung". Steier betonte: "Seit nunmehr fast zwei Monaten dürfen wir nicht retten, das ist ein Skandal."

Die "Lifeline" darf derzeit den Hafen im maltesischen Valletta nicht verlassen. Das Schiff war nach einer tagelangen Irrfahrt mit 234 Flüchtlingen an Bord von den maltesischen Behörden beschlagnahmt worden.

Bei einer Anhörung vor Gericht Ende Juli hatte ein Gutachter die Vorwürfe gegen den deutschen Kapitän bekräftigt. Die Besatzung der "Lifeline" habe demnach keinerlei Nachweis für eine Registrierung bei den niederländischen Schifffahrtsbehörden erbracht. Damit sei die "Lifeline" staatenlos. Das Rettungsschiff ist in den Niederlanden über einen Yachtclub angemeldet.

Gültiges internationales Zertifikat eines Wassersportverbandes

Reisch weist die Vorwürfe der Anklage zurück. Nach seinen Angaben verfügt die "Lifeline" über ein gültiges internationales Zertifikat eines Wassersportverbandes. Im Fall einer Verurteilung droht dem Kapitän eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr.

Unterdessen hat Maltas Innenminister Michael Farrugia in einem Interview mit dem MDR-Magazin "Exakt" bekräftigt, die maltesischen Häfen für Rettungsschiffe von Nichtregierungsorganisationen (NGO) vorerst geschlossen halten zu wollen. "Wir schließen unsere Häfen solange, bis wir alle notwendigen Informationen haben. Wenn wir dann zufrieden sind, können sie auslaufen", sagte Farrugia dem MDR.

Nicht gut ausgerüstet

Neben der "Lifeline" halten die maltesischen Behörden auch zwei weitere Boote deutscher NGOs im Hafen von Valletta fest, die "Seefuchs" und die "Sea-Watch 3". "Letztlich besteht die Wahrscheinlichkeit, dass auch andere Schiffe die Anforderungen im Rettungsdienst nicht vollständig erfüllen", sagte Maltas Innenminister. Die Schiffe hätten dafür keine Zulassungen und seien nicht gut ausgerüstet. Dabei gehe es auch um Fragen der Lizenzierungen und der Versicherungen.

Die "Lifeline" hatte Anfang Juli erst nach mehreren Tagen die Erlaubnis zum Einlaufen in Malta erhalten. Zuvor hatten sich acht EU-Staaten zur Aufnahme der 234 geretteten Flüchtlinge an Bord des Schiffes bereiterklärt. Italien und Malta hatten ihre Häfen im Juni für Rettungsschiffe geschlossen.

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