Anhörung im "Lifeline"-Prozess wegen Formfehlern vertagt

epd-bild/Hermiine Poschmann/Mission Lifeline
Rettungsschiff "Lifeline"
Kapitän setzt auf neues Schiff für weitere Rettungsaktionen
Der Kapitän des Rettungsschiffs "Lifeline" steht seit Juli in Malta vor Gericht wegen Registrierungsfehlern. Die privaten Seenotretter sehen in dem Prozess einen weiteren Versuch, ihr Engagement zu torpedieren. Kapitän Reisch gibt sich kämpferisch.

Valletta (epd). Der Prozess gegen den Kapitän des deutschen Seenotrettungsschiffs "Lifeline" ist am Donnerstag nach wenigen Minuten vertagt worden. Rechtshilfeersuchen an niederländische Behörden seien wegen Formfehlern unbeantwortet zurückgeschickt worden und müssten neu gestellt werden, teilte das Gericht laut einem Bericht der Tageszeitung "Times of Malta" (online) mit.

Dem Kapitän der "Lifeline", Claus-Peter Reisch, wird vorgeworfen, das von der Dresdner Organisation "Mission Lifeline" betriebene Rettungsschiff fehlerhaft registriert zu haben. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr. Als nächster Prozesstermin ist der 11. September angesetzt. Ursprünglich sollte bei dem Termin das Urteil fallen.

Reisch sagte nach dem Gerichtstermin, die Organisation "Mission Lifeline" werde weiter Flüchtlinge im Mittelmeer retten. "Wir werden uns durch diese Machenschaften der europäischen Regierungen nicht von der Rettung von Menschenleben abhalten lassen", sagte der 57-Jährige in einem per Twitter verbreiteten Video. Dass die niederländischen Behörden die erforderlichen Unterlagen unbeantwortet zurückgeschickt hätten, liege daran, dass die maltesische Staatsanwaltschaft nicht in der Lage gewesen sei, die Fragen verständlich zu formulieren.

Symbolischer Trauerzug

"Wir werden versuchen, so schnell wie möglich unser Schiff freizukriegen", betonte Reisch. Die maltesischen Behörden halten die "Lifeline" seit Beginn des Verfahrens unter Verschluss. Ansonsten werde die Organisation mit Hilfe von Spenden ein Schiff kaufen oder mieten, sagte der Kapitän. Vor der libyschen Küste seien Flüchtlingsboote unterwegs, die verschwänden und von denen niemand wisse, ob die libysche Küstenwache sie zurückgeholt oder sie untergegangen seien. "Ein Großteil der Menschen wird sterben", sagte er.

Reisch und andere Besatzungsmitglieder der "Lifeline" und der ebenfalls im Hafen von Valletta blockierten "Seawatch 3" trugen vor dem Gerichtstermin in Valletta bei einem symbolischen Trauerzug einen mit einer EU-Fahne bedeckten Sarg vor das Gericht. Damit protestierten sie den Angaben zufolge gegen den Prozess und den Versuch, dadurch Nichtregierungsorganisationen für Fehler der EU in der Flüchtlingspolitik verantwortlich zu machen.

Die Verhandlungen hatten im Juli im maltesischen Valletta begonnen. Die "Lifeline" darf derzeit den Hafen von Valletta nicht verlassen. Das Schiff war Anfang Juli nach einer tagelangen Irrfahrt mit 234 Flüchtlingen an Bord von den dortigen Behörden beschlagnahmt worden.

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