Urteil gegen zwei Reuters-Journalisten in Myanmar verschoben

Im Prozess gegen zwei Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters in Myanmar ist das für diesen Montag angekündigte Urteil verschoben worden.

Frankfurt a.M., Rangun (epd). Wie ein Vertreter des Gerichts laut Reuters mitteilte, soll die Entscheidung nun am Montag nächster Woche verkündet werden. Die Justiz habe die Verzögerung mit dem schlechten Gesundheitszustand des Vorsitzenden Richters begründet.

Die Reporter Wa Lone und Kyaw Soe Oo sind unter dem Vorwurf des Verrats von Staatsgeheimnissen angeklagt. Bei einem Schuldspruch drohen ihnen bis zu 14 Jahre Haft. Beide bestreiten die Vorwürfe. Das Gesetz gegen Geheimnisverrat stammt noch aus der britischen Kolonialzeit.

Gerechtigtkeit versagt

Menschenrechtler kritisieren, die Berichterstatter hätten niemals verhaftet und vor Gericht gestellt werden dürfen. Die beiden hätten nur ihren Job gemacht. "Sie für eine weitere Woche hinter Gitter zu stecken, nur weil jemand anderes nicht in der Lage ist, ein bereits geschriebenes Urteil zu verlesen, zeigt, wie gesunder Menschenverstand und Gerechtigkeit in Myanmars Rechtssystem versagen", monierte Phil Robertson, Vize-Asienchef von Human Rights Watch.

Wa Lone und Kyaw Soe Oo waren Mitte Dezember bei Recherchen zur Ermordung von Angehörigen der muslimischen Rohingya-Volksgruppe verhaftet worden. Ihnen wird zur Last gelegt, Geheimdokumente und eine Karte des westlichen Rakhine-Staates bei sich gehabt zu haben. Von dort sind wegen einer brutalen Offensive der myanmarischen Streitkräfte vor einem Jahr mehr als 700.000 Rohingya ins benachbarte Bangladesch geflohen.

Arme gilt als eigentliche Macht im Land

Im Prozess hatte ein Polizist ausgesagt, die beiden Reporter seien in eine Falle gelockt worden. Einer seiner Vorgesetzten habe die Übergabe der Dokumente lanciert, um die Journalisten unter diesem Vorwand festzunehmen. Die Verhaftung erfolgte demnach auf Betreiben der Armee.

Seit 2016 wird das mehrheitlich buddhistische Myanmar von einer zivilen Regierung unter Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi geführt. Allerdings gilt die Armee weiter als die eigentliche Macht im Land. Über den Bundesstaat Rakhine zu berichten, gilt als besonders brisant.

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