Demokratie und Dynastie in Mosambik

epd-bild/Stefan Ehlert
Eine Wahlkämpferin der Renamo-Partei bei Kommunalwahlen im vergangengen Jahr.
Die Oppositionspartei Renamo wählt eine neue Führung
Neun Monate vor den Wahlen stellt die Opposition in Mosambik die Weichen für die Zukunft. Es geht nicht nur um einen neuen Parteichef, sondern auch um Demokratie und die Wahrung des Friedens, der längst noch nicht sicher ist.

Maputo (epd). In Mosambik wird mit Spannung erwartet, wer die Opposition in die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen im Oktober führen wird. Die Oppositionspartei und einstige Rebellenbewegung Renamo kommt an diesem Dienstag zu einem dreitägigen Parteitag in Gorongosa zusammen. Es geht auch um die Frage, wie es mit dem Friedensprozess in dem südostafrikanischen Land weitergehen wird.

Nach dem Tod von Renamo-Chef Afonso Dhlakama werden einem jüngeren Bruder die besten Chancen eingeräumt, seine Nachfolge anzutreten: General Elias Dhlakama sagte in mehreren Interviews, er rechne mit der Unterstützung aller in der Partei.

Eines der ärmsten Länder der Welt

Mosambik ist trotz seines Rohstoffreichtums eines der ärmsten und höchstverschuldeten Länder der Welt, wo die Mehrheit der rund 30 Millionen Einwohner unterhalb der Armutsgrenze lebt. Seit der Unabhängigkeit 1975 regiert die einst marxistische Frelimo-Partei.

Afonso Dhlakama hatte die berüchtigte Renamo-Miliz und spätere Partei fast 40 Jahre lang geführt, bis er im Mai 2018 im Alter von 65 Jahren einer Krankheit erlag. Nun steht die Einheit der Partei auf dem Spiel, denn es kandidieren mehrere Mitglieder der Parteiführung um den Vorsitz, darunter der derzeitige Übergangsvorsitzende Ossufo Momade sowie der amtierende Generalsekretär Manuel Bissopo.

Der sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Partei kaum bekannte Elias Dhlakama hat Geschichte und Politik studiert, war General der Renamo im Bürgerkrieg (1976-1992) und bekleidete zuletzt in der mosambikanischen Armee den Rang eines Brigadiers. Präsident Filipe Nyusi versetzte den Vater von vier Söhnen erst kürzlich in den Reservistenstand, damit er für das Parteiamt antreten kann.

Am Versöhnungskurs festhalten

Nach Auskunft des Parteisprechers José Manteigas treffen auf dem Parteitag rund 700 Delegierte zusammen. Doch schon zuvor werde ununterbrochen getagt in Parteikreisen, sagte Manteigas dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auf die Frage, welches Signal für die Demokratie davon ausgehen könne, wenn Elias Dhlakama neuer Renamo-Chef wird, antwortete Parteisprecher Manteigas nicht.

Als bei den Kommunalwahlen im Oktober 2018 wieder über Wahltricks zugunsten der Frelimo berichtet wurde, gewannen militante Stimmen in der Renamo wieder Auftrieb. Doch bekräftigten sowohl Interimschef Momade als auch Staatschef Nyusi, am Versöhnungskurs festhalten und die Integration von Renamo-Offizieren in die staatliche Armee fortsetzen zu wollen.

Strategie des Terrors

Zwischen 1976 und 1992 waren rund eine Million Mosambikaner Opfer des Bürgerkrieges zwischen Renamo und Frelimo geworden. Dabei agierte die Renamo während des Kalten Krieges zunächst als Söldnertruppe, die vom damaligen Rhodesien, später von Südafrika und auch aus Deutschland Geld erhielt, um die damals kommunistische Frelimo zu bekämpfen. Die Renamo setzte dabei systematisch Kinder als Soldaten ein und verstümmelte öffentlich ihre Opfer, indem sie ihnen Geschlechtsteile abschnitt oder Teile des Gesichts.

Es war eine Strategie des Terrors, an die sich viele gut erinnern. Dennoch wählen die Mosambikaner ausgerechnet in den einstigen Hochburgen der Rebellen besonders gern deren Partei, die Renamo, die 2014 landesweit mehr als 36 Prozent der Stimmen und 89 Sitze im Parlament gewann. Dieses Paradoxon erklärt der Mosambik-Historiker Malyn Newitt damit, dass die Renamo vor allem deswegen attraktiv sei, weil sie nicht regiere. Die Frelimo agiere, als gehöre ihr der Staat, dagegen begehrten viele Bürger auf, indem sie Renamo wählten.

Demokratisierung der Partei

Nach dem Friedensschluss 1992 begann sich die Renamo zu einer Partei zu formieren, doch 2012 beschloss Afonso Dhlakama, sich wieder in den Busch zurückzuziehen und mit einer Guerillataktik auf mehr politische Teilhabe und die Umsetzung der Versprechen von 1992 zu drängen. Nur langsam näherten sich die Kontrahenten wieder einander an - dank internationaler Vermittlung und eines kompromissbereiten Präsidenten Nyusi, der sich um Versöhnung bemühte.

Im Parlament führt bereits heute eine Verwandte des toten Dhlakama die Renamo-Fraktion: Seine Nichte Yvone Soares. Sie drängt auf eine schnelle Demokratisierung der Partei, um der derzeit von einem milliardenschweren Korruptionsfall erschütterten Frelimo besser die Stirn bieten zu können.

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