Der Vater macht weiter: Zweite Amtszeit für Nigerias Präsident Buhari

epd-bild/Rolf Zoellner
Nigerias Präsident Muhammadu Buhari (Archivbild)
In Nigeria ist Präsident Buhari zum Sieger der Wahl erklärt worden. Seine Anhänger erhoffen sich von dem 76-Jährigen vor allem Stabilität und ein Ende der Korruption im Land. Doch die Wahlbeteiligung zeigt: Der Rückhalt ist gering.

Abuja (epd). Sein augenzwinkernder Wahlslogan lautete "Baba, carry go" - "Papa, mach weiter". Jetzt kann Muhammadu Buhari, 76, Vater von zehn Kindern und seit 2015 Präsident Nigerias, tatsächlich weitermachen. Die Wahlkommission des westafrikanischen Landes erklärte ihn am Mittwoch mit 56 Prozent der Stimmen zum Sieger der Abstimmung vom Samstag. In seiner Wahlrede rief Buhari seine Anhänger auf, keine Überheblichkeit zur Schau zu stellen. Für diese Art von Nüchternheit genießt er über Parteigrenzen hinweg Respekt.

Für Buhari, der als 13. Kind seiner Mutter im nördlichen Bundesstaat Katsina zur Welt kam, ist die zweite Amtszeit seine wohl letzte Chance, Afrikas bevölkerungsreichsten Staat zu stabilisieren. 1983 putschte sich der damalige General an die Macht. Sein Versuch, das nahezu bankrotte Land mit drakonischen Sparmaßnahmen auf Vordermann zu bringen, endete in Volksaufständen und einem weiteren Putsch. Buhari, der sich stets zu seiner Verantwortung als Putschist bekannt hat, spricht von sich heute als "konvertierter Demokrat". Doch er weiß auch, wie schnell öffentlicher Druck zum Sturz führen kann.

Ehrlich und vertrauenswürdig

Als ehrlich und vertrauenswürdig lobten ihn seine Anhänger im Wahlkampf, der mit harten Bandagen geführt wurde. In Nigeria, einem der korruptesten Staaten Afrikas, gilt Buhari auch nach vier Jahren im Amt als durch und durch integer. Sein Versprechen, den Kampf gegen Korruption weiterzuführen, kam bei vielen Wählern an. Als Mittel gegen die Wirtschaftskrise, in der seit dem Einbruch der Ölpreise 2016 Millionen Nigerianer ihre Jobs verloren haben, baut Buhari auf staatliche Investitionen. Reformen erwartet von Buhari, der wegen seiner Langsamkeit "Baba Go-Slow" - Papa Stau - genannt wird, niemand. Sein Versprechen lautet Stabilität.

In einem Land, in dem es an allen Ecken brennt, ist das nicht viel. Trotz der bislang entschlossensten Offensive gegen die islamistische Terrorgruppe Boko Haram steht die Armee zunehmend unter Druck. Immer wieder weicht sie Angriffen der Terroristen. Im Zentrum des Landes ermorden schwer bewaffnete Nomaden sesshafte Bauern und brennen ganze Dörfer nieder. Dazu kommt eine wachsende Zahl von Entführungen. Weil der Staat die Sicherheit nicht garantieren kann, müssen sich die Bewohner auf Bürgerwehren mit Waffen Marke Eigenbau verlassen. Wie Buhari die Sicherheit im Land verbessern will, ließ er im Wahlkampf offen.

Niedrige Wahlbeteiligung

Ein weiteres Problem ist Buharis angeschlagene Gesundheit. Monatelang wurde der Präsident in britischen Krankenhäusern behandelt. Schließlich musste er sich sogar Gerüchten erwehren, er sei längst tot und werde durch ein Double ersetzt. Im Wahlkampf war ihm die lange Krankheit nicht anzumerken. Seine Reden waren auch früher schon hölzern und wenig mitreißend. Doch seit Präsident Umaru Yar'Adua 2010 im Amt verstarb und die Nation mit seinem umstrittenen Vize Goodluck Jonathan zurückließ, ist das Trauma groß, die Geschichte könnte sich wiederholen.

Bei seinem ersten Wahlsieg lobte Buhari den unterlegenen Jonathan dafür, seine Niederlage eingestanden zu haben. Diesmal muss er sich Vorwürfen der Wahlfälschung erwehren. Dass etwa im vom Anti-Terror-Krieg erschütterten Bundesstaat Borno fast so viele Stimmen abgegeben wurden wie in der friedlichen Metropole Lagos, erscheint nicht nur der Opposition um Atiku Abubakar rätselhaft. So oder so muss Buhari damit leben, dass die große Mehrheit ihn nicht gewählt hat. Von geschätzten 200 Millionen Nigerianern gaben ihm nur 15 Millionen ihre Stimme. Die Wahlbeteiligung war die niedrigste seit Ende der Diktatur vor 20 Jahren.

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