Proteste gegen Sudans Staatschef Al-Baschir

Im Sudan eskaliert der Protest gegen den Präsidenten. Der vom Internationalen Strafgerichtshof wegen Völkermords mit Haftbefehl gesuchte Omar al-Baschir ist seit 30 Jahren an der Macht.

Genf, Khartum (epd). In der Nacht zum Montag gab es erstmals Auseinandersetzungen zwischen Spezialeinheiten und Soldaten, vor deren Hauptquartier in Khartum sich Tausende Demonstranten zu einem Sitzstreik versammelt hatten, wie die Zeitung "Sudan Tribune" berichtete. Demnach hatten die Spezialeinheiten, die dem regimetreuen Geheimdienst unterstehen, als erste mit scharfer Munition und Tränengas auf die Protestierenden geschossen. Die Soldaten erwiderten daraufhin das Feuer und gewährten Demonstranten Unterschlupf in ihrer Kaserne. Nach Tagesanbruch hätten Soldaten den Platz, auf dem die Demonstranten seit Tagen ausharrten, abgesperrt, berichteten Augenzeugen.

Seit Monaten Demonstrationen

Die Zuspitzung könnte ein weiterer Beleg für die vermutete Spaltung zwischen den Al-Baschir unterstützenden Spezialkräften und der Armee sein, mit deren Hilfe Al-Baschir sich 1989 an die Macht geputscht hatte. Seit mehr als drei Monaten protestieren Tausende Sudanesen gegen dessen Herrschaft und die Wirtschaftskrise des Landes. Nahezu alle Oppositionsparteien haben sich inzwischen den Protesten angeschlossen.

Der Eskalation war am Samstag ein landesweiter Protest anlässlich des 30. Jahrestages der Machtübernahme Al-Baschirs vorausgegangen. Nach Angaben von Menschenrechtlern waren dazu in allen 18 Bundesstaaten des Landes Hunderttausende Menschen zusammengekommen. Allein in der Hauptstadt Khartum zogen mehr als 100.000 Menschen zum Armee-Hauptquartier. Tausende hatten den Platz im Zentrum Khartums seither nicht verlassen. In Omdurman, der größten Stadt des Landes, wurde ein Arzt getötet. Insgesamt wird die Zahl der Toten seit Beginn der Proteste am 19. Dezember 2018 auf mehr als 60 geschätzt.

Ruf nach Rücktritt Al-Baschirs

Die Sicherheitskräfte nehmen Ärzte und medizinische Fachkräfte gezielt ins Visier, weil sie die ersten waren, die protestiert haben. Dabei hatten die Demonstranten sich zunächst gegen höhere Brotpreise gewendet, dann aber schnell den Rücktritt des vom Internationalen Strafgerichtshof wegen Völkermords mit Haftbefehl gesuchten Al-Baschir (75) gefordert. Er wird für den gewaltsamen Tod von Millionen Menschen in Darfur, den Nuba-Bergen und anderen Konfliktregionen im Sudan sowie im Südsudan verantwortlich gemacht.

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