Pakistans Regierung bestätigt Ausreise der Christin Asia Bibi

Nach Aufhebung der Todesstrafe soll Katholikin in Kanada sein
Auch nach ihrem Freispruch war sie nicht frei: Die Christin Asia Bibi wurde auch nach der Aufhebung des Todesurteils von Extremisten in Pakistan mit dem Tod bedroht. Ihr Fall löste weltweit Bestürzung aus. Jetzt soll sie in Kanada in Sicherheit sein.

Dubai, Islamabad (epd). Die zum Tode verurteilte und später freigesprochene Christin Asia Bibi hat nach Regierungsangaben Pakistan verlassen. Laut ihrem Anwalt ist sie in Kanada. Das pakistanische Außenministerium bestätigte am Mittwoch: "Asia Bibi hat das Land verlassen. Sie ist frei und reist nach ihrem eigenen Willen", sagte ein Mitarbeiter des Ministeriums laut der Tageszeitung "Dawn". Die Nachricht wurde in Deutschland mit Erleichterung aufgenommen.

Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf ihren Anwalt Saif ul Malook, Bibi sei in Kanada eingetroffen, wo sich bereits ihre Kinder befänden. Einen Zeitpunkt nannte er nicht. Das kanadische Außenministerium lehnte am Mittwoch einen Kommentar ab. Bibi war fast zehn Jahre in Haft. Der Fall der wegen angeblicher Gotteslästerung zum Tod verurteilten Katholikin hatte weltweit Empörung ausgelöst. Auch nach ihrem Freispruch im Oktober 2018 wurde sie im islamischen Pakistan von Extremisten bedroht.

Bereits nach dem Freispruch hatte es Gerüchte gegeben, Bibi sei nach Kanada ausgeflogen worden. Beide Länder hatten dies jedoch bestritten. Die pakistanische Regierung erklärte damals, Bibi sei an einem sicheren Ort in Pakistan untergebracht. Mitte April erklärte Ministerpräsident Imran Khan, dass "Komplikationen" Bibis Ausreise verzögerten. Sie werde Pakistan aber bald verlassen.

Religionsfreiheit vielfach nicht gewährleistet

In Deutschland wurde die Nachricht von der Ausreise begrüßt. "Wir wünschen Asia Bibi und ihrer Familie, dass sie jetzt endlich in Ruhe und ohne Nachstellungen durch religiöse Extremisten leben kann", erklärte die katholische Organisation "Kirche in Not". Sie werde nach wie vor den Schutz der Sicherheitsbehörden brauchen. "Dass es vom Freispruch bis zur Ausreise über ein halbes Jahr gedauert hat, zeigt: Der Einsatz für Religionsfreiheit ist schwer."

Auch der CDU-Abgeordnete Volker Kauder äußerte sich erleichtert über Asia Bibi. "Nach der Aufhebung des Todesurteils durch den Obersten Gerichtshof Pakistans ist ihr langer, durch Unrecht und Gefangenschaft geprägter Leidensweg nun zu einem guten Ende gekommen", erklärte er. Der menschenrechtspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Michael Brand (CDU), unterstrich: "Religionsfreiheit ist ein zentrales Menschenrecht, und ihre weltweite Anerkennung ein Kernanliegen unserer werteorientierten Außenpolitik." Weltweit betrachtet sei Religionsfreiheit vielfach und vor allem für Christen nicht gewährleistet.

Streit um ein Glas Wasser

Asia Bibi war 2009 nach einem Dorfstreit um ein Glas Wasser wegen Gotteslästerung angezeigt worden. Ein Gericht verurteilte sie 2010 zum Tode. In einem bahnbrechenden Urteil hob das Oberste Gericht Pakistans 2018 das Blasphemie-Todesurteil gegen Bibi auf und ordnete ihre sofortige Freilassung an. Der Freispruch führte zu tagelangen Protesten radikal-islamischer Kräfte, die das ganze Land in einen Ausnahmezustand versetzen. In vielen Städten zog eine wütende Meute durch die Straßen, randalierte, plünderte und griff unbeteiligte Leute an.

Demonstranten riefen dazu auf, die verantwortlichen Richter und die Christin zu lynchen und die Regierung von Ministerpräsident Khan zu stürzen. Der Drahtzieher der Proteste, Khadim Hussain Rizvi, ist inzwischen in Haft. Der radikale Mullah hatte die öffentliche Hinrichtung von Bibi verlangt.

Fall führte immer wieder zu Spannungen

Die Regierung versuchte, die Lage zu beruhigen und versicherte, Bibi habe Pakistan nicht verlassen. Man warte einen Berufungsantrag vor dem Obersten Gericht gegen die Aufhebung des Todesurteils ab. Der Antrag wurde im Januar abgelehnt. Bibis Anwalt Saif ul Malook war umgehend nach dem Freispruch ausgereist und hatte Asyl in den Niederlanden beantragt.

Der Fall Bibi hatte in den vergangenen Jahren immer wieder zu Spannungen und auch Gewalt geführt. Ein Jahr nach dem Todesurteil wurde der Gouverneur der Punjab-Provinz, Salman Taseer, von seinem eigenen Bodyguard umgebracht, weil er sich für ihre Freilassung eingesetzt hatte.

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