Amnesty: US-Armee tötet erneut Zivilisten in Somalia

Menschenrechtler werfen der US-Armee vor, bei zwei Luftschlägen in Somalia im Februar Zivilisten getötet und diese im Nachhinein als Terroristen bezeichnet zu haben.

Genf, Mogadischu (epd). Die von Amnesty International recherchierten Fälle seien Beispiele dafür, wie die Zahl ziviler Opfer in dem ostafrikanischen Land steige, obwohl die US-Armee dies abstreite, erklärte der Regionaldirektor der Organisation, Deprose Muchena, am Mittwoch in Nairobi. Den Opfern würden von den USA weder Gerechtigkeit noch mögliche Reparationen zugestanden.

Amnesty zufolge hat eine Rakete am Abend des 2. Februar eine Familie in der Stadt Jilib troffen, die keine Verbindung zu Terroristen gehabt haben soll. Eine 18-jährige Frau, die mit der Familie beim Abendessen saß, sei von einem Metallfragment tödlich getroffen worden. Ihre zwei Schwestern, 12 und 7 Jahre alt, seien schwer verletzt worden, ebenso die 70-jährige Großmutter. Drei Wochen später sei bei einem ähnlichen Luftschlag nördlich von Jilib ein Bauer getötet worden, der eine Frau und sieben Kinder hinterlasse. Das Opfer hatte Amnesty zufolge zuvor für humanitäre Organisationen gearbeitet.

Zivile Opfer vermeiden

Beide Luftschläge waren Teil einer Reihe von mindestens 20 Luftschlägen, die die US-Armee nach einem Anschlag auf ihre Basis in Manda (Kenia) unternommen hatte. Der Kommandeur des US-Afrika-Kommandos (Africom), General Stephen Townsend, hatte nach dem Anschlag angekündigt, die Verantwortlichen unerbittlich zu verfolgen. Der Somalia-Spezialist von Amnesty, Abdullahi Hassan, warf der US-Armee zum wiederholten Male vor, gegen Völkerrecht zu verstoßen. Die Armee müsse zwischen Zivilisten und Terroristen unterscheiden und alle möglichen Vorkehrungen treffen, um zivile Opfer zu vermeiden.

Nach der Veröffentlichung eines umfassenden Amnesty-Berichts im März vergangenen Jahres hatte das Afrika-Kommando erstmals eingeräumt, dass bei Einsätzen in Somalia auch Zivilisten getötet wurden. Africom hat seinen Sitz in Stuttgart, von wo aus Militäreinsätze in Afrika koordiniert werden. Seit einer Verordnung von US-Präsident Donald Trump im April 2017 ist die Zahl der Einsätze in Somalia stark angestiegen. Amnesty spricht inzwischen von Hunderten solcher Angriffe, die überwiegend mit gesteuerten Raketen erfolgen.

Offizielles Ziel der Einsätze ist die Bekämpfung von Terroristen am Horn von Afrika. Die islamistische Miliz Al-Shabaab versteht sich mehrheitlich als Teil des Terrornetzwerks Al-Kaida und kontrolliert weite Teile Somalias. Die Islamisten lehnen den somalischen Staat und die von der internationalen Gemeinschaft gestützte Regierung ab. Erklärtes Ziel ist die Errichtung eines islamischen Gottesstaates.

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