Myanmar: Kritik an Masseninhaftierung von Rohingya

Bangkok/Frankfurt a.M. - Menschenrechtler werfen der Regierung von Myanmar vor, muslimische Rohingya willkürlich und in großer Zahl auf unbestimmte Zeit zu inhaftieren. In dem Bericht "Ein offenes Gefängnis ohne Ende" vom Donnerstag dokumentiert die Organisation "Human Rights Watch" unmenschliche Bedingungen in 24 Lagern und lagerähnlichen Einrichtungen im westlichen Bundesstaat Rakhine. Etwa 130.000 Rohingya seien dort seit acht Jahren eingepfercht. Die Menschenrechtler sprechen von Apartheid. Auch politische Verfolgung sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.  

Dem Bericht zufolge haben die internierten Rohingya nur sehr begrenzt Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, ausreichender Ernährung und angemessener Unterkunft. "Die Behauptungen der Regierung, sie begehe nicht die schwersten internationalen Verbrechen, klingen hohl, solange sie nicht den Stacheldraht durchtrennt und es Rohingya ermöglicht, unter voller rechtlicher Absicherung in ihre Häuser zurückzukehren", kritisierte die Asien-Expertin von "Human Rights Watch", Shayna Bauchner. Die Staatengemeinschaft und die Vereinten Nationen müssten Druck auf Myanmar ausüben, die Inhaftierungen der Rohingya zu beenden.

Im Juni und Oktober 2012 hatte sich Gewalt zwischen Buddhisten und Muslimen zu Exzessen ausgeweitet, bei denen offiziell mindestens 200 Menschen getötet und bis zu 140.000 vertrieben wurden. Die meisten davon waren Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya. Befeuert wurden die Pogrome durch Hetztiraden buddhistischer Hardliner.

"Ethnische Säuberungen und Internierungen seit 2012 haben den Grundstein für die massenhaften Gräueltaten des Militärs 2016 und 2017 gelegt, die ebenfalls Verbrechen gegen die Menschlichkeit und möglicherweise Völkermord darstellen", erklärte "Human Rights Watch". Allein 2017 waren mehr als 740.000 Rohingya nach Bangladesch geflohen. Auch UN-Ermittler werfen Myanmar Völkermord vor.  

Im April 2017 habe Myanmars Regierung angekündigt, die Camps im Rakhine-Staat zu schließen. Seit November seien jedoch Unterkünfte in der Nähe entstanden, was die Ausgrenzung und Inhaftierung der Rohingya weiter verankere. Mittlerweile ist Rakhine Schauplatz eines weiteren Konflikts: Myanmars Armee kämpft gegen die buddhistischen Rebellen der "Arakan Army". Durch die Eskalation sowie den Ausbruch der Covid-19-Pandemie seien die Internierten noch gefährdeter, warnen die Menschenrechtler.

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