Kleines Flüchtlingslager auf Lesbos doch geräumt

Frankfurt a.M./Mytilini (epd) - Das kleine Flüchtlingslager Pikpa auf der griechischen Insel Lesbos ist von der Polizei geräumt worden. Das teilte die Hilfsorganisation Lesbos Solidarity, die das Camp betreibt, am Freitag über soziale Medien mit. Die Polizei habe das Camp im Morgengrauen abgeriegelt und habe weder Psychologen und Anwälte noch die Presse hineingelassen. Auch Anwälten von Pro Asyl sei der Zugang durch Sondereinheiten der Polizei verwehrt worden, teilte die Organisation mit, die mit einem lokalen Partner zusammenarbeitet.

In dem selbstverwalteten Lager, das von der Gemeinschaft betrieben wird, lebten seit 2012 Tausende besonders schutzbedürftige Flüchtlinge wie Schwangere, chronisch Kranke, Homo- und Transsexuelle, unbegleitete Minderjährige und Familien. Zuletzt waren 74 Personen in Pikpa untergebracht. 

Die Polizei war bereits am Donnerstag mit mehreren Bussen angerückt, war jedoch nach einiger Zeit wieder abgerückt. Die Helfer vermuten, dass die Präsenz von Anwohnern, die ihre Solidarität bekundeten, sowie von vielen Helfern und Vertretern nichtstaatlicher Organisationen dazu geführt haben könnte.

Menschenfreundliche Alternative zu staatlichen Lagern

Die Behörden hatten laut der griechischen Nachrichtenagentur ANA die Räumung am Donnerstag angekündigt. Die Bewohner sollen in das alte Lager Kara Tepe gebracht werden, wo vor allem Familien untergebracht sind. Auch diesem Lager droht die Räumung.

Pikpa galt als menschenfreundliche Alternative zu den großen, völlig überfüllten und unterversorgten staatlich organisierten Lagern auf den griechischen Inseln. Die Behörden hatten eine Schließung des Lagers bereits für Mitte Oktober angedroht, dann ohne Angaben von Gründen für unbestimmte Zeit ausgesetzt.

Menschenrechtler protestierten bereits am Donnerstag gegen die Räumung. Sie sei empörend und durch nichts zu rechtfertigen, erklärte der Vorstand von Pro Asyl, Karl Kopp: "Die griechische Regierung begeht einen Menschenrechtsbruch nach dem nächsten und verletzt eklatant die Würde des Menschen." Auch Amnesty International verurteilte das Vorgehen der Behörden und solidarisierte sich mit Geflohenen und Helfern.
 

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