Tigray fordert Eingreifen der Afrikanischen Union in Äthiopien

Frankfurt a.M./Addis Abeba - Im Konflikt zwischen der Zentralregierung in Äthiopien und der Region Tigray werden Rufe nach internationaler Vermittlung laut. Die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) forderte laut einem Bericht des Senders BBC vom Montag die Afrikanische Union (AU) zum Eingreifen auf. Andernfalls drohe ein Bürgerkrieg, sagte TPLF-Chef Debretsion Gebremichael. Im Streit zwischen der Bundesregierung in der Hauptstadt Addis Abeba und der Regionalregierung in Tigray um die Autonomie der Region kommt es seit einigen Tagen zu schweren Kämpfen.

TPLF-Chef Gebremichael erklärte dem Bericht zufolge, Tigray werde so lange weiterkämpfen, bis die Bundesregierung zu Verhandlungen bereit sei. Ministerpräsident Abiy Ahmed sagte laut dem Staatsfernsehen am Sonntag in Addis Abeba, die Militäroffensive in Tigray sei notwendig, um die verfassungsmäßige Ordnung wiederherzustellen. Am Freitag hatten Regierungstruppen Luftangriffe in Tigray geflogen, nachdem sich die paramilitärische TPLF und die Regierungsarmee heftige Kämpfe in der Region im Norden des Landes geliefert hatten.

Auslöser der militärischen Konfrontation war ein mutmaßlicher Angriff der TPLF auf eine Militärbasis Anfang November. Der Angriff verschärfte die seit Monaten bestehenden Spannungen zwischen Addis Abeba und Tigray. Die Regionalregierung hatte im September Wahlen abgehalten, obwohl das Parlament in Addis Abeba wegen der Corona-Pandemie alle Amtszeiten verlängert und sämtliche Wahlen verschoben hatte. Am Wochenende erlaubte das Parlament der Bundesregierung, die Regionalregierung aufzulösen und auszutauschen.

Die TPLF fordert mehr Autonomie von der Regierung in Addis Abeba. Äthiopien ist ein Vielvölkerstaat und wurde jahrzehntelang von Meles Zenawi regiert, der aus der Region Tigray stammt. Nach der Wahl von Abiy zum Ministerpräsidenten 2018 nahm der Einfluss der Tigray ab. Abiy wurde wegen dem Abschluss eines Friedensabkommens mit dem Nachbarland Eritrea 2018 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, auch innenpolitisch leitete er Öffnungen ein. Den Konflikt mit Tigray bekam er bislang aber nicht in den Griff.

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