Indiens Impfkampagne bleibt hinter den Erwartungen zurück

Dubai/Neu-Delhi - Indien kämpft nach dem Start seiner großangelegten Corona-Impfkampagne mit Pannen: Von Samstag bis Montag wurden von den mehr als 1,3 Milliarden Einwohnern rund 380.000 gegen das Virus geimpft, wie die Zeitung "Indian Express" am Dienstag berichtete. Das sind deutlich weniger als erwartet. In der indischen Hauptstadt Neu-Delhi nahmen weniger als die Hälfte der Personen, die einen Impftermin hatten, diesen auch wahr. Zudem bereitete auch die Smartphone-Applikation, mit der die Impfberechtigten kontaktiert werden sollen, Probleme. Die automatischen Mitteilung blieben teils aus, so dass die Impfzentren die Termine per Telefonanruf bestätigen mussten. Im südlichen Bundesstaat Tamil Nadu erschienen nur etwa 16 Prozent der Berechtigten.

Indiens Premierminister Narendra Modi hatte am Samstag den Startschuss für das ambitionierte Impf-Programm gegeben, mit dem bis Ende Juli 300 Millionen Menschen immunisiert werden sollen. Zunächst sollen 30 Millionen Ärzte, Pflegekräfte und Krankenhausmitarbeiterinnen und -mitarbeiter an die Reihen kommen. Danach sollen 270 Millionen Impfungen an Menschen über 50 Jahre und andere Risikogruppen verabreicht werden.

Test für indischen Impfstoff noch nicht abgeschlossen

Indien hatte Anfang Januar zwei Impfseren zugelassen: den Impfstoff des britisch-schwedischen Konsortium AstraZeneca und des indischen Herstellers Bharat Biotech. Während der AstraZeneca-Impfstoff Covishield bereits in anderen Ländern eine offizielle Zulassung erhalten hat, sind die klinischen Tests für das indische Serum Covaxin noch nicht abgeschlossen. Es besteht somit Unklarheit, wieweit der Impfstoff überhaupt wirksam ist.

Indiens Arzneimittelbehörde hatte versichert, das Serum sei sicher und habe eine gute Wirkung gezeigt. Außerdem dränge die Zeit, denn die neuentdeckten Virusvarianten stellten ein größeres Risiko dar. In verschiedenen Teilen Indien verlangte das medizinische Personal dennoch, das geprüfte Serum von AstraZeneca zu erhalten, das in Indien in Lizenz hergestellt wird.

Indien ist nach den USA das von Corona am meisten betroffene Land mit mehr als 10,5 Millionen Corona-Infektionen. Das Land meldete am Dienstag 10.064 Corona-Neuinfektionen. Die Zahl der Todesfälle stieg um 137 auf insgesamt über 150.000.

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