Vereinte Nationen alarmiert über steigende Opferzahlen in Myanmar

Genf/Yangon - Angesichts der eskalierenden Gewalt durch das Militär in Myanmar zeigen sich die Vereinten Nationen zunehmend alarmiert. Das Militär müsse das Töten sofort beenden und alle Inhaftierten freilassen, forderte am Dienstag die Sprecherin des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte in Genf, Ravina Shamdasani. Zugleich werde es immer schwieriger, belastbare Informationen zu bekommen. Grund seien staatliche Kommunikationsblockaden sowie die Verhängung des Kriegsrechts in etlichen Teilen der Wirtschaftsmetropole Yangon (früher Rangun) und der landesweit zweitgrößten Stadt Mandalay.
 
Nach UN-Angaben wurden seit dem Putsch vom 1. Februar mindestens 149 Menschen getötet, deren Tod verifiziert werden könne. Elf von ihnen starben am Montag, 57 am Wochenende. Zugleich gebe es viele Berichte über weitere Morde, die man noch nicht habe bestätigen können, räumte Shamdasani ein. Die "Vereinigung zur Unterstützung politischer Gefangener" in Myanmar sprach von mindestens 183 Todesopfern bis Montagabend. Zudem seien 2.175 Personen verhaftet worden.

"Staatengemeinschaft muss sich bei friedlicher Lösung einbringen"

UN-Generalsekretär António Guterres äußerte sich ebenfalls entsetzt über die eskalierende Gewalt. Das Töten von Demonstranten, willkürliche Verhaftungen und die in Berichten genannte Folter verschlimmerten die Krise weiter, erklärte er am Montagabend in New York (Ortszeit). Der UN-Chef rief die Staatengemeinschaft auf, sich bei einer friedlichen Lösung in Myanmar einzubringen. Sie müsse helfen, die Unterdrückung der Bevölkerung durch das Militär zu beenden. Auch sollten die Militärs einen Besuch der UN-Sondergesandten Christine Schraner Burgener erlauben.
 
Trotz des immer brutaleren Vorgehens von Polizei und Militärs gab es am Dienstag neue Proteste. Allein in Mandalay gingen laut dem Nachrichtenportal "Myanmar Now" Tausende Menschen auf die Straßen, darunter Pflegekräfte, Lehrerinnen und Lehrer. Derweil flohen Tausende Arbeiterinnen und Arbeiter aus einem Industriegebiet bei Yangon aus Angst vor Gewalt, wie "Frontier Myanmar" berichtete. Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) waren Gewerkschafter bei Razzien verhaftet und schikaniert worden, andere seien aus Angst untergetaucht. Berichten zufolge gab es in Yangon einen weiteren Toten.
 
Das Welternährungsprogramm warnte davor, dass steigende Preise für Lebensmittel und Brennstoffe der Bevölkerung zusätzliche Not bereiten. Die politische Krise schlage auf die Versorgung der Menschen durch. Zumal die Ärmsten litten darunter.
 

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