Konfliktforscher: Zahl der Kriege steigt auf 21 weltweit

Das Institut für Internationale Konfliktforschung hat im vergangenen Jahr 21 Kriege registriert, sechs mehr als 2019. Corona löste aus Sicht der Wissenschaftler zwar keine neuen Konflikte aus, verschlechterte aber die Lage in bestehenden Konflikten.

Heidelberg - Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung hat im vergangenen Jahr 359 Konflikte weltweit registriert. Davon seien 220 Konflikte, rund 60 Prozent, gewaltsam ausgetragen worden, teilte das Institut am Donnerstag bei der Veröffentlichung des Konfliktbarometers 2020 mit. Die Zahl der Kriege sei im Jahr 2020 von 15 auf 21 gestiegen. So eskalierten der Sezessionskonflikt um die Region Südjemen und die Auseinandersetzungen um Berg-Karabach zwischen Armenien und Aserbaidschan. Aber auch die Konflikte im Kongo und in Mosambik zwischen islamistischen Gruppen und den Regierungen intensivierten sich, teilten die Forscher mit. Neben innerstaatlichen Kriegen im Südsudan und in Äthiopien kam dem Institut zufolge 2020 noch der Konflikt in der äthiopischen Tigray-Region hinzu.

Die weltweite Corona-Pandemie hat den Wissenschaftlern zufolge zwar keine zusätzlichen Konflikte ausgelöst, sei aber als ein Faktor zu bereits bestehenden Konflikten dazugekommen. So sei in 91 Ländern die Telekommunikation und die Pressefreiheit eingeschränkt worden. Dies erschwere nicht nur den Zugang zu Informationen. Durch die Beschränkungen des Internetzugangs würden auch Minderheiten und Oppositionsgruppen unterdrückt. Die Vereinten Nationen hätten den Shutdown des Internets als Menschenrechtsverletzung verurteilt.

Elf Kriege im Afrika südlich der Sahara

Während 2019 noch die meisten Kriege im Nahen Osten und in Nordafrika registriert wurden, war im Jahr 2020 Afrika südlich der Sahara die Region mit den meisten Kriegen. In der Sahel-Zone, der Demokratischen Republik Kongo, in Äthiopien, Mosambik, Somalia, im Südsudan und in Nigeria wurden insgesamt elf Kriege beobachtet, davon fünf neue. In der Region Westasien, Nordafrika und Afghanistan verringerte sich die Zahl dagegen von acht auf sieben Kriege, darunter die anhaltenden Konflikte in Libyen und Syrien.

Der Konflikt um die Sinai-Halbinsel ist im Vergleich zum Vorjahr zu einem begrenzen Krieg herabgestuft worden. In Nord- und Südamerika verbleibt der Drogenkonflikt in Brasilien weiter auf der Intensitätsstufe eines Kriegs, der Konflikt der Drogenkartelle in Mexiko hingegen wird als begrenzter Krieg geführt. Mit dem Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien wurden anders als in den früheren Jahren zwei Kriege in Europa verzeichnet, während der Donbas-Konflikt in der Ukraine als "begrenzter Krieg" weitergeführt wurde.

Das Konfliktbarometer erscheint seit 1992 jährlich. Darin analysieren rund 200 Forscher das weltweite Konfliktgeschehen. Dazu zählen gewaltlos und gewaltsam ausgetragene Konflikte. Je nach Intensität unterscheidet das Institut bei gewaltsamen Konflikten zwischen gewaltsamen Krisen, begrenzten Kriege und Kriegen. Zur Einordnung in die Kategorien gewichten sie verschiedene Faktoren, dazu zählen Waffeneinsatz, Flüchtlings- und Todeszahlen sowie die Zerstörung von Häusern, Feldern oder Fabriken.

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