"Sea-Watch 4" bringt 455 Flüchtlinge nach Sizilien

Innerhalb weniger Tage bringt das zweite private Schiff auf dem Mittelmeer gerettete Flüchtlinge nach Italien. Die Vereinten Nationen schlagen wegen ertrunkener und misshandelter Geflohener Alarm.

Rom - Das private Rettungsschiff „Sea-Watch 4“ bringt Hunderte Flüchtlinge in Sizilien an Land. Die italienischen Behörden hätten der Besatzung den Hafen von Trapani zugewiesen, erklärte die Organisation Sea-Watch am Montag. An Bord waren 455 Menschen, die bei sechs Einsätzen innerhalb von drei Tagen vor der libyschen Küste aus Seenot gerettet worden waren. „Unsere Gäste sind sehr erleichtert und unglaublich glücklich, dass sie bald an einem sicheren Ort an Land gehen dürfen!“, hieß es.

Es ist das zweite private Rettungsschiff, das innerhalb weniger Tage Gerettete nach Sizilien bringt. Am Samstag gingen 236 Flüchtlinge in der Hafenstadt Augusta von der „Ocean Viking“ der Organisation SOS Méditerranée von Bord. Die Besatzung wurde zu einer zweiwöchigen Quarantäne verpflichtet.

Schläge auf hoher See

Derweil häuften sich Berichte über ertrunkene und misshandelte Flüchtlinge im Mittelmeer. So dokumentierte die Besatzung der „Sea-Watch 4“ nach eigenen Angaben, wie Mitarbeiter der libyschen Küstenwache auf See auf Migranten einschlugen, um diese mit ihrem Schlauchboot zur Rückkehr zu zwingen. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zwang die Küstenwache zudem am Samstag 172 Geflohene, darunter Kinder und Frauen, nach Libyen zurück.

Am Sonntagabend hatte die IOM zudem auf ein Unglück hingewiesen, bei dem mindestens elf Menschen ertranken. Sie seien mit einem Schlauchboot vor der Hafenstadt Zuwara im Nordwesten von Libyen gekentert. Zwölf Überlebende seien von der libyschen Küstenwache gerettet worden. In der Vorwoche waren etwa 130 Menschen ertrunken, obwohl ein Notruf an alle zuständigen Behörden Italiens, Maltas und Libyens ging.

"Lybien ist kein sicherer Hafen"

Die IOM forderte die internationale Gemeinschaft zu radikalen Veränderungen in der Flüchtlingspolitik auf: „Die wiederholten Todesfälle erfordern dringend einen veränderten Umgang mit der Lage in Libyen und dem Mittelmeer.“ Auch die erzwungenen Rückführungen kritisierte die Organisation. „Libyen ist kein sicherer Hafen“, betonte die UN-Organisation unter Hinweis auf Folter und Misshandlungen in Gefangenenlagern in dem nordafrikanischen Land. Allein innerhalb von 48 Stunden habe die IOM in den Lagern rund 600 Flüchtlingen Nothilfe geleistet.

Das Mittelmeer gilt als eine der gefährlichsten Migrationsrouten der Welt. Seit Jahresbeginn kamen nach UN-Angaben bei dem Versuch, auf diesem Wege nach Europa zu gelangen, mindestens 599 Menschen ums Leben. Im gleichen Zeitraum 2020 waren es 278.
 

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