Menschenrechtler: Kongo ist größte vernachlässigte Krise der Welt

Frankfurt a.M./Goma - Die Demokratische Republik Kongo belegt den ersten Platz auf der Liste der am meisten vernachlässigten Krisen des Norwegischen Flüchtlingsrats (NRC). Medial bekomme die Vertreibungskrise in dem zentralafrikanischen Land kaum Aufmerksamkeit, kritisierten die Menschenrechtler am Donnerstag bei der Vorstellung des Berichts in Goma. Zudem sei die humanitäre Hilfe für die Demokratische Republik Kongo stark unterfinanziert.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation leben in der Demokratischen Republik Kongo mehr als fünf Millionen Binnenflüchtlinge. Im Osten des Landes hätten im vergangenen Jahr jeden Tag 6.000 Menschen vor Konflikten fliehen müssen. Kongolesische Familien hätten wenig oder keine Unterstützung erhalten und fühlten sich vernachlässigt, sagte der Generalsekretär des Norwegischen Flüchtlingsrats, Jan Egeland. „Ihre Geschichten machen selten Schlagzeilen, sie erhalten selten Besuche von hochrangigen Gebern und werden von der internationalen Diplomatie nie als vorrangig eingestuft.“

Mehr humanitäre Hilfe und mediale Aufmerksamkeit gefordert

Der Norwegische Flüchtlingsrat erstellt die Liste der zehn am meisten vernachlässigten Krisen jedes Jahr. Dabei untersuchen die Menschenrechtler, wie viel Aufmerksamkeit Vertreibungskrisen in verschiedenen Ländern von internationalen Medien bekommen. Zudem analysieren sie, ob die jeweiligen humanitären Hilfsfonds ausreichend finanziert sind und ob sich die internationale Gemeinschaft um eine Lösung des Konflikts bemüht. Für das aktuelle Ranking hat der norwegische Flüchtlingsrat nach eigenen Angaben insgesamt 40 Krisen untersucht.

Neben der Demokratischen Republik Kongo sind mit Kamerun, Nigeria, Burkina Faso, Äthiopien, der Zentralafrikanischen Republik und Mali sieben weitere afrikanische Länder unter den zehn am meisten vernachlässigten Krisen. Auch Venezuela (Platz 4) ist wie bereits 2020 in der Liste vertreten. Neu auf der Liste ist Honduras (Platz 5). Die Bevölkerung des zentralamerikanischen Landes leide unter Banden-Gewalt, dem Klimawandel und der Wirtschaftskrise infolge der Corona-Pandemie, heißt es in dem Bericht.
Die Menschenrechtler forderten Geberländer dazu auf, mehr humanitäre Hilfe für Menschen in vergessenen Krisen bereitzustellen. Außerdem müssten Redaktionen sowie Journalistinnen und Journalisten mehr über die unterbelichteten Krisen berichten.
 

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