Myanmar: "Ärzte ohne Grenzen" beklagt Arbeitsverbot

Frankfurt a.M./Yangon - Inmitten der sich drastisch verschlechternden humanitären Lage in Myanmar beklagt die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ Repressionen durch das Militärregime. So hätten die Behörden in der südlichen Region Tanintharyi die Hilfsorganisation aufgefordert, alle Aktivitäten dort einzustellen, gab diese am Mittwoch bekannt. Laut „Ärzte ohne Grenzen“ sind deren Teams seit fast 20 Jahren dort aktiv. Derzeit würden mehr als 2.000 HIV-Erkrankte sowie Tuberkulose-Patienten versorgt.

„Unsere Arbeit einzustellen, könnte für die Patienten lebensbedrohlich sein, wenn zugleich die öffentliche Gesundheitsversorgung stark eingeschränkt ist“, erklärte der Programmleiter von „Ärzte ohne Grenzen“ in Genf, Adrian Guadarrama. Auch bestehe ein erhöhtes Risiko, dass sich diese Krankheiten weiterverbreiten.

Behörden gebeten, das Arbeitsverbot zu überdenken

Das Arbeitsverbot geht einher mit Warnungen der Vereinten Nationen vom Dienstag, dass sich im Osten Myanmars mindestens 100.000 Menschen auf der Flucht befinden. Betroffen sei unter anderem der Bundesstaat Kayah. Als Gründe nannte die UN-Vertretung in Yangon „wahllose Angriffe der Sicherheitskräfte auf von Zivilisten bewohnte Regionen“. Die Betroffenen benötigten dringend Lebensmittel, Materialien für Unterkünfte sowie Zugang zu medizinischer Versorgung. Der UN-Sonderberichterstatter für Myanmar, Tom Andrews, warnte vor einem „Massensterben in Kayah durch Hunger, Krankheit und Exposition“.

Derweil versuchen „Ärzte ohne Grenzen“ nach eigener Aussage, die weitere Versorgung der Patientinnen und Patienten zu organisieren. So hätten 100 Menschen bereits Vorratspackungen an Medikamenten erhalten, weitere sollen an Betroffene auf dem Land verschickt werden. Man sei in Kontakt mit den Behörden und habe diese darum gebeten, die Entscheidung zu überdenken.

Seit dem Militärputsch vom 1. Februar versinkt das südostasiatische Land im Chaos. Fast täglich kommt es zu Demonstrationen, gegen die das Militärregime zunehmend brutal vorgeht. Laut der Hilfsorganisation für politische Gefangene (AAPP) wurden bisher mindestens 857 Menschen bei Protesten getötet.

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