Namibischer Chefunterhändler für Kolonial-Abkommen gestorben

Frankfurt a.M./Windhoek - Der namibische Chefunterhändler für das Abkommen zu den deutschen Kolonialverbrechen, Zed Ngavirue, ist tot. Er starb am Donnerstag, wie die namibische Regierung bekanntgab. Laut dem deutschen Chefunterhändler Ruprecht Polenz (CDU) war er schwer an Covid-19 erkrankt. Der namibische Präsident Hage G. Geingob erklärte, es sei ein trauriger Moment für das Land, das diesem brillanten Sohn Dankbarkeit schulde.

Ngavirue und Polenz hatten federführend für die beiden Regierungen eine umstrittene Vereinbarung über die Anerkennung der deutschen Kolonialverbrechen gegen die Ovaherero und Nama ausgearbeitet. Sie sieht neben der Anerkennung der Verbrechen als Völkermord finanzielle Unterstützung für die Nachfahren der Opfer mit einem Programm in Höhe von 1,1 Milliarden Euro über 30 Jahre vor. Viele Kritiker empfinden die Summe als deutlich zu niedrig.

Entscheidung über Unterzeichnung verzögert sich

Vergangene Woche war bereits angekündigt worden, dass eine Entscheidung über die Unterzeichnung durch die namibische Regierung sich aufgrund der Corona-Pandemie verzögert. Zahlreiche Regierungsmitglieder und hohe Beamten sind an Covid-19 erkrankt, mehrere sind an den Folgen gestorben. Auch Vekuii Rukoro, ein wichtiger Vertreter der Ovaherero, starb. Rukoro sah das Aussöhnungsabkommen kritisch und setzte sich für Entschädigungszahlungen von Deutschland ein. Namibia verzeichnet derzeit die höchste Zahl an Corona-Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie.

Die deutschen Kolonialtruppen schlugen zwischen 1904 und 1908 im damaligen Deutsch-Südwestafrika Aufstände der Ovaherero, im deutschen Sprachgebrauch meist im Singular Herero, und Nama brutal nieder. Der Befehlshaber Lothar von Trotha erteilte einen Vernichtungsbefehl. Mehr als 80.000 Menschen wurden getötet oder verdursteten in der Wüste. Historiker bezeichnen diese Gräueltaten als „ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts“.

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