Zahl der Toten bei Unruhen in Südafrika steigt auf 117

Frankfurt a.M./Pretoria - Rund eine Woche nach dem Ausbruch von Unruhen in Südafrika hält die Gewalt an. 117 Menschen wurden getötet, rund 1.500 wurden in den betroffenen Provinzen KwaZulu-Natal und Gauteng festgenommen, wie die Nachrichtenagentur der Regierung am Freitag mitteilte. Seit mehreren Tagen kommt es an verschiedenen Orten in Südafrika zu Plünderungen und Gewalt, die sich an der Inhaftierung des früheren Präsidenten Jacob Zuma entzündet hatten.

In den beiden Provinzen wurden mehrere Einkaufszentren und Läden niedergebrannt und Infrastruktur zerstört. Durch die Unruhen droht Medienberichten zufolge in mehreren Gebieten ein Versorgungsengpass bei Lebensmitteln und Medikamenten. Die Regierung warnte am Donnerstag außerdem vor der Bildung von lokalen Milizen, die an mehreren Orten entstanden, um Gemeinschaften selbst vor Plünderern zu schützen. Das Militär setzte 25.000 Soldaten ein, um die Polizei zu unterstützen.

Der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa sagte am Freitag, die Regierung werde nicht zulassen, dass weiter Anarchie und Chaos herrschten. Laut einem Bericht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks SABC bezeichnete er die Unruhen beim Besuch eines Einkaufszentrums in der Stadt Durban als „geplant“.

Kirchen wollen die Lage mit einer Amnestie beruhigen 

Der Südafrikanische Rat der Kirchen forderte unterdessen ein sofortiges Ende der Gewalt und betonte die Notwendigkeit von Wiederaufbau und Versöhnung. Der Generalsekretär des Rates, Bischof Malusi Mpumlwana, schlug in einer Erklärung vom Donnerstag eine ein- bis zweiwöchige Amnestie für die Verantwortlichen vor. Wer in dieser Zeit gestohlene Gegenstände zurückgebe, solle nicht bestraft werden. Der Rat ist ein ökumenischer Zusammenschluss von mehr als 30 christlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften.

Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) äußerte sich besorgt. „Viele Menschen wissen überhaupt nicht, wovon sie für sich und ihre Familie den nächsten Tag bestreiten sollen“, sagt die Auslandsbischöfin der EKD, Petra Bosse-Huber, am Freitag. Durch die Corona-Pandemie seien auch die letzten Reserven aufgebraucht. „Nun verschärft sich die um sich greifende Gewalt an vielen Orten Südafrikas dramatisch.“

Auslöser der Unruhen war der Haftantritt des früheren Präsidenten Zuma in der vergangenen Woche. Der 79-Jährige war wegen Missachtung des Gerichts zu 15 Monaten Haft verurteilt worden, weil er in einem Korruptionsverfahren die Zusammenarbeit mit einer Untersuchungskommission verweigert hatte. Zuma hat in Südafrika und der Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC) noch immer viele Anhänger.

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