Minister Müller: Große Gefahr für afghanische Entwicklungshelfer

Augsburg - Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat vor einer hohen Gefahr für afghanische Mitarbeiter von Entwicklungsorganisationen unter der Herrschaft der radikalislamischen Taliban gewarnt. Er traue den Zusicherungen der Aufständischen nicht, „es wird bereits jetzt verfolgt und gemordet“, sagte Müller der „Augsburger Allgemeinen“ (Dienstag). Er habe große Sorge um die afghanischen Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und anderer Nichtregierungsorganisationen. Die Bundesregierung arbeite „auf vielen Ebenen und auch an weiteren Möglichkeiten, das Land verlassen zu können jenseits der Luftevakuierung“.

Der Minister drang auf eine Verlängerung der Evakuierungsmaßnahmen. Er unterstütze den britischen Vorstoß, „zusammen mit den Amerikanern alles zu tun, um eine Verlängerung zu erreichen und dennoch dürfen wir diejenigen, die derzeit keine Chance haben, evakuiert zu werden, nicht alleine zurücklassen“, sagte er. Diese Menschen hätten in den vergangenen Jahren wichtige Projekte umgesetzt und viel geleistet.

Gespräche mit den Taliban über weitere Evakuierungen

Einige Organisationen hätten trotz der dramatischen Lage erklärt, weiter vor Ort zu bleiben und ihre Arbeit soweit wie möglich fortzuführen, sagte Müller weiter. Dabei habe die Sicherheit für afghanische Mitarbeiter absolute Priorität. Parallel hätten alle gefährdeten afghanischen Ortskräfte das Angebot auf Evakuierung erhalten. Bisher hätten aber leider nur sehr wenige ausgeflogen werden können, sagte er.

Seit der Machtübernahme der Taliban vor etwa einer Woche bringen westliche Länder ihre Staatsangehörigen und weitere schutzbedürftige Menschen über den Flughafen Kabul außer Landes. Bislang wurde von Evakuierungen bis zum 31. August ausgegangen, es wird aber über eine Verlängerung diskutiert. Ein Taliban-Führer sagte dem britischen Sender Sky News in Doha wiederum, eine Verlängerung der Frist komme nicht in Frage. Außenminister Heiko Maas (SPD) erklärte, es gebe derzeit Gespräche mit dem Ziel eines zivilen Weiterbetriebs des Flughafens, um auch weiterhin das Ausfliegen Schutzbedürftiger zu ermöglichen. Darüber werde auch mit den Taliban gesprochen.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums hat die Bundeswehr inzwischen rund 3.000 Menschen aus 43 Nationen evakuiert. Laut Bundesinnenministerium sind mittlerweile mehr als 1.800 afghanische Staatsbürger über die Evakuierungsflüge nach Deutschland eingereist.

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