Maas dringt auf weitere humanitäre Hilfe für Afghanistan

Berlin - Vor der Geberkonferenz für Afghanistan dringt Außenminister Heiko Maas (SPD) auf weitere Hilfen der Staaten für die Bevölkerung in dem gebeutelten Land. „Es liegt an uns als internationale Gemeinschaft, jetzt Verantwortung für die Menschen in Afghanistan übernehmen und humanitäre Hilfe dort zu leisten, wo sie so dringend benötigt wird“, erklärte Maas, der am Montag an dem Treffen in Genf teilnimmt. Die Not sei groß, „der Druck zu handeln, noch größer“, sagte Maas. Bereits jetzt sei knapp die Hälfte der Afghanen auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Maas ergänzte, Hilfe setze einen entsprechenden Zugang für die humanitären Organisationen in Afghanistan voraus. Zudem dürften Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hilfsorganisationen bei ihrer Arbeit nicht Einschüchterung, Willkür und Einschränkungen durch die Taliban fürchten müssen. Der deutsche Außenminister betonte, ein über reine Nothilfe hinausgehendes Engagement in Afghanistan stehe weiter „nicht zur Debatte“.

Müller fordert UN-Nothilfe und Krisenfonds

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) forderte derweil eine grundlegende Reform der internationalen Nothilfe. „Mit einem UN-Nothilfe- und Krisenfonds von zehn Milliarden Euro könnten wir vorausblickend weltweit Tod durch Hunger und fehlende Medikamente verhindern“, sagte Müller den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Das System der internationalen Hilfe müsse sich verändern - weg von der Krisenintervention hin zur Krisenprävention. „Es kann nicht sein, dass erst gestorben werden muss. Es gilt, vorsorgend zu investieren.“

Die Vereinten Nationen wollen auf der Konferenz in Genf neue Gelder für Afghanistan mobilisieren. Bis Ende des Jahres werden für die humanitäre Hilfe laut UN 606 Millionen US-Dollar (514 Millionen Euro) in dem krisengeschüttelten Land gebraucht. Fast die Hälfte der rund 38 Millionen Menschen in Afghanistan sind demnach auf Lieferungen von Lebensmitteln, Medikamenten und anderen humanitären Gütern angewiesen.

3,5 Millionen Binnenflüchtlinge

Nach den Worten von UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi sind derzeit mehr als 3,5 Millionen Afghanen im eigenen Land auf der Flucht, viele davon wegen neu aufflammender Kämpfe. Diese Menschen benötigten besonders dringend Hilfe, sagte Grandi dem Berliner „Tagesspiegel“ (Montag). Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR werde auch weiterhin im Land bleiben und Notleidende versorgen, zum Beispiel mit Zelten, Decken und Bargeld, betonte er.

Müller warnte, am Hindukusch baue sich eine humanitäre Katastrophe auf. Die Menschen litten nicht nur unter der gewaltsamen Machtübernahme der Taliban. Auch eine schwerwiegende Dürre und die Corona-Pandemie stellten Gefahren dar. „Die internationale Gemeinschaft muss jetzt schnell handeln und alles tun, um die Grundversorgung der afghanischen Bevölkerung aufrechtzuerhalten“, forderte der CSU-Politiker.

Die Organisation Save the Children forderte mehr Hilfsgelder insbesondere für die afghanischen Kinder. Das Land befinde sich in einer humanitären Notlage, die sich aufgrund steigender Lebensmittelpreise, Dürre und vermehrter Vertreibungen immer weiter zuspitze, erklärte das Kinderhilfswerk. „Afghanistan wird von einer Katastrophe nach der anderen heimgesucht, und die Kinder bezahlen dafür im schlimmsten Fall mit ihrem Leben“, sagte die Chefin von Save the Children, Inger Ashing.
 

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