US-Präsident Biden wirbt vor den UN für internationale Kooperation

New York, Genf - US-Präsident Joe Biden hat angesichts der vielen Krisen wie der Corona-Pandemie für verstärkte internationale Zusammenarbeit geworben. Die kollektive Zukunft könne durch gemeinsames Handeln gesichert werden, betonte Biden am Dienstag in der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York.

„Lassen sie uns an die Arbeit gehen, wir können es tun“, erklärte Biden in seiner ersten Rede als US-Präsident vor dem UN-Plenum. Biden verlangte mehr Anstrengungen, um Covid-19 zu besiegen. Die USA hätten bereits 15 Milliarden US-Dollar für den globalen Kampf gegen Covid bereitgestellt und Menschen in armen Ländern mit Impfstoff versorgt. Am Mittwoch werde er neue Maßnahmen der USA ankündigen.

Der US-Präsident forderte zudem mehr Engagement der Länder im Kampf gegen den Klimawandel. Der grüne Umbau der Volkswirtschaften sei nicht nur das Mittel gegen die Erderwärmung, sondern auch „eine enorme Möglichkeit, Jobs zu schaffen“.

Biden: USA werden sich wieder in UN einbringen

Biden verteidigte den Abzug des US-Militärs aus Afghanistan, das nun wieder von den radikalislamischen Taliban beherrscht wird. Er spreche zu den UN als erster US-Präsident seit 20 Jahren, der keinen Krieg führt. Biden versprach, sich für die Stärkung von Demokratie und Menschenrechten einzusetzen.

Er betonte, dass sich die USA unter seiner Führung wieder in die UN einbringen werden. So habe er den US-Ausstiegsprozess aus der Weltgesundheitsorganisation gestoppt. Die USA seien wieder Vertragspartei des Pariser Klimaabkommens und sie strebten eine erneute Mitgliedschaft im UN-Menschenrechtsrat an. Bidens Vorgänger Donald Trump hatte viele Brücken zu den UN und ihren Organisationen eingerissen und multilaterale Kooperation verachtet.

UN-Generalsekretär schlägt Alarm

Bevor Biden das Wort ergriff, hatte UN-Generalsekretär António Guterres ein düsteres Bild vom Zustand der Welt gemalt. Die Menschheit befinde sich am Abgrund und bewege sich in die falsche Richtung, warnte Guterres.

Die Welt sei niemals zuvor so stark bedroht und so tief gespalten gewesen wie heute. „Ich bin hier um Alarm zu schlagen“, sagte der Generalsekretär. „Die Welt muss aufwachen.“ Guterres nannte die Covid-19-Pandemie und verlangte, dass die reichen Länder ihre Überschüsse an Impfdosen an die armen Länder abgeben sollten. In Afrika seien mehr als 90 Prozent der Menschen noch nicht gegen den Corona-Erreger geimpft.

Auch Guterres ging auf die verheerenden Folgen des Klimawandels ein. Das international vereinbarte Ziel, den Temperaturanstieg auf bis zu 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, sei immer schwerer zu erreichen. „Das Fenster schließt sich rasch“, hielt Guterres fest.

Menschenrechte unter Beschuss

Ebenso nannte er die schweren politischen Krisen und bewaffneten Konflikte wie in Jemen und Äthiopien. Zu viele Menschen lebten in Regionen, in denen kein Friede herrsche und Menschenrechte unter Beschuss seien. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird am Freitag für Deutschland in der jährlich stattfindenden Generaldebatte sprechen. Die Debatte endet am Montag kommender Woche.

Mehr als 100 Staats- und Regierungschefs nehmen trotz der Corona-Pandemie an der Aussprache und anderen Veranstaltungen wie dem Ernährungsgipfel teil. Die US-Regierung hatte zuvor die Vertreter der 193 UN-Mitgliedsländer aufgefordert, sich, wenn möglich, digital an den Konferenzen zu beteiligen. Etliche Staats- und Regierungschefs aus ärmeren Ländern sahen von einer Reise nach New York ab, da Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch nicht gegen Covid-19 geimpft sind.

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