Genf - Die UN haben ein brutales Vorgehen gegen Geflohene in Libyen angeprangert. „Wir sind extrem besorgt über das anhaltende Leid von Migranten und Asylsuchenden in Libyen, die eine Unzahl täglicher Menschenrechtsverletzungen durch staatliche und nicht-staatliche Akteure erleben“, erklärte die Sprecherin des UN-Hochkommissariat für Menschenrechte, Marta Hurtado, am Freitag in Genf. In jüngster Zeit habe die Zahl von unverhältnismäßigen Sicherheitseinsätzen und Razzien gegen Geflohene zugenommen, bei denen Menschen schwer verletzt oder getötet und unter unerträglichen Bedingungen inhaftiert worden seien. Auch würden Geflüchtete in die Länder südlich der Sahara ohne vorheriges Verfahren abgeschoben.
Seit Anfang Oktober habe es eine Reihe gravierender Vorfälle gegeben, erklärte die Sprecherin. So seien Beamte des Innenministeriums und Sicherheitskräfte am 1. Oktober in das improvisierte Lager Gergaresh außerhalb der Hauptstadt Tripolis eingedrungen und hätten mehr als 4.000 Menschen festgenommen. Mindestens eine Person sei gestorben und fünf seien verletzt worden. Die Verhafteten seien in das berüchtigte Internierungszentrum Al-Mabani in Tripolis gebracht worden, in dem die Zellen völlig überfüllt seien und die Gefangenen kaum Essen oder Wasser erhielten.
Scharfe Schüsse, Tote und Verletzte
Am 6. Oktober hätten es 500 Migrantinnen und Migranten geschafft, aus dem Internierungszentrum Gheriyan auszubrechen. Bei der Verfolgung schoss das Wachpersonal demnach mit scharfer Munition. Nach ersten Informationen seien mindestens vier Flüchtlinge erschossen und viele weitere verletzt worden. Zwei Tage später gab es Hurtado zufolge einen ähnlichen Ausbruch aus dem Al-Mabani-Lager, bei dem ebenfalls eine unbekannte Zahl Menschen durch Sicherheitsbeamte verletzt oder getötet wurde. Andere seien gefangen genommen worden.
Die Menschen würden kriminalisiert, nur weil sie Migranten seien, kritisierte Hurtado. Nur deshalb würden sie andauernd unter grauenhaften Bedingungen inhaftiert, Opfer von Erpressung und Missbrauch und in einigen Fällen getötet. Die Behörden hätten jedoch die Pflicht, alle Menschen in ihrem Staatsgebiet zu schützen. Die libysche Regierung müsse willkürlich Inhaftierte freilassen, die Razzien in den Flüchtlingssiedlungen einstellen ebenso wie die Deportationen von Migranten und sich stattdessen um eine menschenwürdige Unterbringung der Geflohenen bemühen.