Äthiopischer Ministerpräsident Abiy Ahmed laut Regierung an der Front

Frankfurt a.M./Addis Abeba - Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed ist nach Regierungsangaben seit Dienstag an der Front. Dort befehligt er laut Regierungssprecher Legesse Tulu die Armee im Kampf gegen die Truppen der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), wie die Zeitung „Addis Standard“ am Mittwoch berichtete. Bereits am Montag hatte der Träger des Friedensnobelpreises auf Twitter angekündigt, die Regierungstruppen an der Front zu unterstützen.

Dem Bericht zufolge übernimmt der Außenminister und stellvertretende Ministerpräsident Demeke Mekonnen die täglichen Regierungsaufgaben während Ahmeds Abwesenheit. Ahmed hatte die Bevölkerung in der Vergangenheit wiederholt zum Kampf gegen die TPLF aufgerufen, die zuletzt weitere Gebiete eroberte und auf die Hauptstadt Addis Abeba vorrückte, und einen landesweiten Ausnahmezustand verhängt. Laut dem britischen Sender BBC kündigte auch der ehemalige äthiopische Langstreckenläufer und Olympiasieger Haile Gebrselassie an, zum Waffengang bereit zu sein.

Humanitäre Hilfe wird blockiert

Der Bürgerkrieg in Äthiopien entzündete sich vor rund einem Jahr in der nördlichen Region Tigray, wo ein Machtkampf zwischen der dort lange herrschenden TPLF und der Zentralregierung eskalierte. Nach anfänglichen Geländegewinnen wurde die äthiopische Armee von Kämpfern der TPLF und der mit ihr verbündeten Milizen zurückgeschlagen. Der Konflikt weitete sich nach und nach auf andere Regionen des Landes aus. Den Kriegsparteien werden schwere Verbrechen wie der Einsatz sexueller Gewalt als Kriegswaffe und die Blockade humanitärer Hilfe vorgeworfen.

Der seit 2018 amtierende Regierungschef Ahmed wurde im Jahr 2019 für die Versöhnung mit dem Nachbarland Eritrea und die von ihm angestoßenen politischen Reformen mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Seit Beginn des Tigray-Konfliktes geriet er jedoch wegen des brutalen Vorgehens der Armee und seines autoritären Regierungsstils zunehmend in die Kritik. Das Auswärtige Amt rief am Dienstag deutsche Staatsangehörige auf, das Land dringend zu verlassen.

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