Kolumbien: Frühere Farc-Geisel Betancourt will Präsidentin werden

Berlin/Bogotá - Knapp 20 Jahre nach ihrer Entführung durch die Farc-Guerilla tritt Ingrid Betancourt erneut als Präsidentschaftskandidatin in Kolumbien an. „Ich stehe hier, um das zu beenden, was mit vielen von euch 2002 begonnen hat“, erklärte Betancourt am Dienstag (Ortszeit) auf Twitter. Sie tritt für die links-sozialdemokratische Koalition Zentrum der Hoffnung (Coalición Centro Esperanza) an. Betancourt, die bereits 2002 für die Grünen-Partei bei den Präsidentschaftswahlen kandidierte, will die Rechte der Frauen stärken und gegen die Korruption in Kolumbien kämpfen.

Betancourt wurde im Februar 2002 auf dem Weg zu einem Wahlkampfauftritt von Farc-Rebellen entführt und sechs Jahre unter menschenunwürdigen Bedingungen als Geisel gehalten. Nun erklärte sie: „Ich bin hier, um die Rechte der 51 Millionen Kolumbianer einzufordern, die keine Gerechtigkeit finden, weil wir in einem System leben, das die Straffreiheit für Mafiosi garantiert. Ich spreche von dem System der Korruption.“

Einzige Frau unter mehr als 20 Kandidaten fürs Präsidentenamt

Mit der 60-jährigen Betancourt kämpfen bislang mehr als 20 Kandidaten um das Präsidentenamt, allein in der Koalition Zentrum der Hoffnung treten acht Kandidaten an. Betancourt ist jedoch die einzige Frau. Am 13. März findet in Kolumbien die erste Runde der Präsidentschaftswahlen statt. Betancourt ist international bekannt, auch weil sie nach ihrer Befreiung die meiste Zeit in Frankreich, dem Land ihrer Kindheit, lebte.

2016 schlossen die Farc-Guerilla und die Regierung unter dem damaligen Präsidenten Juan Manuel Santos einen Friedensvertrag. Kritiker werfen Santos vor, zu viele Zugeständnisse an die Rebellen gemacht zu haben. Bei dem seit mehr als 50 Jahren andauernden Bürgerkrieg in Kolumbien zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen weitere wurden vertrieben. Etwa 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst. Zuletzt hat die Gewalt in vielen Gegenden Kolumbiens wieder zugenommen. Vor allem Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten werden attackiert.

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