Mosambik: Ex-Staatchef Guebuza sagt in Korruptionsprozess aus

Maputo - In einem der größten Korruptionsverfahren in der Geschichte Mosambiks ist am Donnerstag der frühere Präsident Armando Emílio Guebuza als Zeuge vernommen worden. Der 79-Jährige war Staatschef, als Mosambik zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts ohne Kenntnis des Parlaments Kredite in Höhe von mehr als zwei Milliarden Euro aufnahm, um Rüstungstechnik und eine Fischfangflotte zu kaufen. Guebuza erklärte vor Gericht, er habe Kenntnis von der Konzeption des Projekts gehabt. Für die operative Abwicklung sei jedoch der damalige Verteidigungsminister zuständig gewesen. Der damalige Verteidigungsminister ist der Nachfolger Guebuzas und aktuelle Staatchef Filipe Nyusi.

Das Bekanntwerden des Schuldenskandals 2016 stürzte Mosambik in eine beispiellose Schulden-, Finanz- und Wirtschaftskrise, von der sich das Land bis heute nicht erholt hat. Mehr als 500 Millionen US-Dollar der illegalen Kredite gelten nach einem Bericht unabhängiger Wirtschaftsprüfer als verschwunden.

Fischfangflotte sollte der Seeaufklärung dienen

Die Aussage Guebuzas in einem Zelt auf dem Gelände des Hochsicherheitsgefängnisses in der Hauptstadt Maputo war mit Spannung erwartet worden. Unbekannte hatten noch in der Nacht versucht, den Prozess zu sabotieren und die Stromversorgung gekappt. Der ehemalige Präsident erklärte, die Beschaffung von Rüstungstechnik und Fischfangflotte habe der Abwehr verschiedener Bedrohungen dienen sollen, darunter Drogenschmuggel, Angriffe durch die frühere Rebellenbewegung Renamo und Piraterie. Die Fischfangflotte habe in Wirklichkeit der Seeaufklärung dienen sollen: „Wir konnten ja schlecht sagen, wir kaufen Schiffe für die Spionage.“

Nach Meinung verschiedener Analysten in Maputo ist der Korruptionsprozess um die „Dívidas Ocultas“, die versteckten Schulden, Teil eines Machtkampfes innerhalb der Regierungspartei Frelimo. Guebuzas ältester Sohn Ndambi, der damalige Geheimdienstchef und dessen Stellvertreter sowie 16 weitere Personen sitzen seit drei Jahren in Untersuchungshaft und werden unter anderem der Geldwäsche, Bestechlichkeit, Steuerhinterziehung und Urkundenfälschung bezichtigt.

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