Ecuador legalisiert Schwangerschaftsabbrüche nach Vergewaltigung

Berlin/Quito - In Ecuador sind künftig Schwangerschaftsabbrüche nach Vergewaltigungen erlaubt. Die Parlamentsabgeordneten verabschiedeten am Donnerstag (Ortszeit) ein entsprechendes Gesetz mit 75 zu 41 Stimmen, wie die Tageszeitung „El Universo“ berichtete. Es gab 14 Enthaltungen. Demnach können Frauen eine Schwangerschaft bis zur zwölften Woche beenden, wenn sie die Folge eines Missbrauchs war. Frauen in ländlichen Gegenden und aus indigenen Dörfern können bis zur 18. Woche eine Abtreibung vornehmen lassen, weil es für sie schwieriger ist, zu einer Gesundheitseinrichtung zu gelangen.

Das Parlament hatte seit November heftig über die Fristen diskutiert und sich dann auf einen Kompromiss geeinigt. Ecuadors konservativer Präsident Guillermo Lasso muss das Gesetz noch unterzeichnen. Dafür hat er 30 Tage Zeit. Bislang war Lasso, der als sehr religiös gilt, immer gegen die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen eingetreten. Noch nicht geäußert hat er sich allerdings, ob er gegen die jetzt vorgelegte Fristenregelung sein Veto einlegt.

Bis zu zwei Jahre Haft für illegale Schwangerschaftsabbrüche

Das ecuadorianische Verfassungsgericht hatte im April vergangenen Jahres entschieden, dass Schwangerschaftsabbrüche im Falle einer Vergewaltigung nicht mehr illegal sein dürfen. Zuvor war ein Abbruch nur erlaubt, wenn das Leben der Schwangeren gefährdet oder eine Frau mit geistiger Behinderung vergewaltigt wurde. Ecuador verfügt über ein äußerst strenges Abtreibungsrecht. Illegale Schwangerschaftsabbrüche können mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft werden.

In den meisten Ländern Lateinamerikas sind Abtreibungen weitgehend verboten. Argentinien hob das Verbot als erstes großes Land vor etwa einem Jahr auf. Des weiteren sind Abtreibungen nur in Kuba, Uruguay und Guyana straffrei. In El Salvador, Honduras, Nicaragua, Haiti und der Dominikanischen Republik steht jegliche Form von Abtreibung unter Strafe und wird mit hohen Gefängnisstrafen geahndet.

Die Abstimmung im ecuadorianischen Parlament wurde von Protesten religiöser Gruppen und von Aktionen von Aktivistinnen begleitet. Die Frauenrechtlerinnen fordern eine komplette Liberalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Die Aktivistin Ana Vera beklagte laut Zeitungsangaben, dass mit der jetzigen Regelung immer noch Mädchen und Frauen dazu gezwungen werden, eine Abtreibung heimlich und unter gefährlichen unprofessionellen Bedingungen vornehmen zu lassen.

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