Save the Children kritisiert Angriffe auf Schulen im Jemen-Krieg

Berlin, Bonn - Die Hilfsorganisation Save the Children hat das Leid der Kinder im Jemen-Krieg angeprangert. „Kinder haben in den vergangenen sieben Jahren dieses unbarmherzigen Konflikts einen Preis gezahlt, der über Hunger und Krankheit hinausgeht“, sagte die Jemen-Landesdirektorin Rama Hansraj am Donnerstag mit Blick auf den siebten Jahrestag des Kriegsbeginns am 26. März. Die Entwicklungsorganisation Oxfam warnte derweil vor einer Zunahme des Hungers in dem Land auf der arabischen Halbinsel - auch infolge des Ukraine-Krieges.

Laut einem am Donnerstag von Save the Children veröffentlichten Bericht leben viele Heranwachsende im Jemen in ständiger Sorge um ihre Sicherheit sowie die ihrer Familien und Freunde. Mehr als 70 Prozent der insgesamt 400 befragten Mädchen und Jungen haben demnach angegeben, dass ihre Schule mindestens einmal angegriffen wurde. 60 Prozent der Kinder kennen laut Save the Children mindestens eine Person, die im Krieg verletzt wurde.

Eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt

Landesdirektorin Hansraj warnte vor den langfristigen Folgen für die Heranwachsenden. Die Kämpfe verwandelten das Land „in eine Hölle auf Erden für Kinder“, sagte sie. Kinder zögen sich aus dem öffentlichen Raum zurück und spielten nicht mehr mit Gleichaltrigen. Das wirke sich auch auf ihre Persönlichkeitsentwicklung aus.

Im Jemen kämpft die Regierung seit sieben Jahren mit Hilfe Saudi-Arabiens und anderer Mächte gegen die Huthi-Rebellen, die vom Iran unterstützt werden. Wegen der Kämpfe herrscht in dem Land laut den Vereinten Nationen eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt. Mehr als 17 Millionen Menschen haben laut den UN nicht genug zu essen.

Brot ist seit dem Ukraine-Krieg um 35 Prozent teurer geworden

Oxfam warnte am Donnerstag vor einer weiteren Verschärfung der Krise. Laut Prognosen könne die Zahl der Hungernden bis Ende des Jahres auf 19 Millionen Menschen ansteigen - damit würden nahezu zwei Drittel der Bevölkerung unter Hunger leiden. Für zusätzlichen Druck sorgten nun auch die steigenden Weizenpreise infolge des Ukraine-Krieges, erklärte die Entwicklungsorganisation. In der Hauptstadt Sanaa etwa sei das Brot in der Woche nach dem russischen Angriff auf die Ukraine um 35 Prozent teurer geworden.

Der Jemen importiert laut der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad) mehr als die Hälfte seines Weizens aus Russland und der Ukraine. Auch die hohen Treibstoffpreise verschärften laut Oxfam die Krise, beispielsweise weil Landwirte es sich nicht mehr leisten könnten, ihre Güter auf Märkte zu bringen. „Nach sieben Jahren Krieg sehnen sich die Menschen im Jemen verzweifelt nach Frieden“, sagte der Oxfam-Landesdirektor für den Jemen, Ferran Puig. „Stattdessen sehen sie sich mit noch mehr Tod und Zerstörung konfrontiert.“

Medizinische Versorgung ist schlecht

Das Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“ forderte ebenfalls mehr Aufmerksamkeit für das Leid der Menschen im Jemen. „Die Gelder reichen bei Weitem nicht aus, um die Not zu lindern“, sagte Manuela Roßbach, Vorständin des Zusammenschlusses mehrerer deutscher Hilfsorganisationen. Die Krise im Jemen dürfe nicht in Vergessenheit geraten. Laut dem Bündnis ist auch die medizinische Versorgung in dem Land „heute noch schlechter als zuvor“.

Die humanitären Hilfsprogramme für den Jemen sind für das laufende Jahr noch stark unterfinanziert. Die Vereinten Nationen veranschlagen rund 4,3 Milliarden US-Dollar (3,9 Milliarden Euro) für die Hilfe in dem Land. Bei einer Konferenz Mitte März haben Geber davon knapp 1,3 Milliarden US-Dollar (1,2 Milliarden Euro) zugesagt.

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