Expertenkommission: Manipulierte Ermittlungen in Mexiko

Mexiko-Stadt - Mexikos ehemalige Generalstaatsanwaltschaft sowie die Marine des Landes haben laut einem Experten-Bericht gezielt die Ermittlungen zum Verschwinden von 43 Studenten manipuliert. Zudem sollen Mitglieder der Armee in das Verbrechen, das im September 2014 in der südmexikanischen Stadt Iguala stattfand, eingebunden gewesen sein, heißt es in dem Bericht der internationalen Expertenkommission GIEI, der am Montag (Ortszeit) vorgestellt wurde. Die neuen Ergebnisse in dem Fall basieren auf der Auswertung von Dokumenten und Videos des Geheimdienstes und des Militärs, die sechs Jahren versteckt geblieben waren.

Das Verteidigungsministerium hatte sich lange Zeit geweigert, bei den Ermittlungen der GIEI zu kooperieren. Erst nachdem der 2018 ins Amt gewählte Präsident Andrés Manuel López Obrador die Aufklärung des Verschwindens der Studenten des Lehramtseminars Ayotzinapa zur Chefsache erklärt hatte, konnte die Expertengruppe auch beim Militär ermitteln.

Behörden haben Hinweise gefälscht oder zurückgehalten

Nach Angaben der kolumbianischen Staatsanwältin Angela Buitrago, die der GIEI abgehört, haben mexikanischen Behörden vom ersten Moment an Hinweise gefälscht oder zurückgehalten. Drohnenbilder zeigten, wie Marinesoldaten unter Beisein der Generalstaatsanwaltschaft Säcke auf einer Müllhalde manipuliert hätten, die später ohne Beweise zum Tatort deklariert wurde.

Die 43 Studenten wurden am 26. September 2014 von Polizisten festgenommen und dann Kriminellen der Mafiaorganisation Guerreros Unidos übergeben. Bis heute ist nicht geklärt, was mit den Lehramtsanwärtern danach geschehen ist und welche weiteren staatlichen Stellen involviert waren. Viele Verhaftete mussten wieder freigelassen werden, weil sie gefoltert worden waren.

Die GIEI, die der Interamerikanischen Menschenrechtskommission angehört, war auf Drängen der Angehörigen der Verschwundenen ins Leben gerufen worden, da diese kein Vertrauen in die staatlichen Ermittlungen hatten. Der Fall hatte in Deutschland für große Aufmerksamkeit gesorgt, weil bei der Verschleppung der jungen Männer illegal von dem deutschen Rüstungsunternehmen Heckler & Koch in die Region gelieferte Sturmgewehre eingesetzt worden waren.

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