Menschenrechtler prangern Verbrechen in äthiopischer Region Tigray an

Berlin - Menschenrechtsorganisationen werfen regionalen Sicherheitskräften in Nordäthiopien schwere Verbrechen vor. Amharische Streitkräfte und Milizen sowie deren Verbündete hätten Hunderttausende Angehörige der Tigray-Volksgruppe im Westen der umkämpften Region Tigray vertrieben und Tausende Frauen und Mädchen vergewaltigt, erklärten Amnesty International und Human Rights Watch am Mittwoch in Berlin. Die beiden Organisationen forderten anlässlich der Vorstellung eines Berichts eine unabhängige Untersuchung der Verbrechen durch UN-Menschenrechtsexperten.

Laut dem Report, für den mehr als 400 Menschen befragt sowie Fotos und Videos ausgewertet wurden, haben Sicherheitskräfte aus Amhara im Westen Tigrays Tausende Zivilistinnen und Zivilisten eingesperrt und misshandelt. Zudem sei der Zugang zur Region beschränkt worden, so dass kaum humanitäre Hilfe dorthin gelangt sei. Auch von außergerichtlichen Tötungen sowie Plünderungen ist in dem Bericht die Rede. Demnach haben die Streitkräfte der äthiopischen Zentralregierung die Taten, die Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleichkämen, gebilligt.

"Schockierendes Ausmaß von Verbrechen"

Der Deutschland-Direktor von Human Rights Watch, Wenzel Michalski, sprach von einer „unerbittlichen Kampagne“ von Amhara-Sicherheitskräften, um Tigrayerinnen und Tigrayer aus dem Westen der Region zu vertreiben. „Die äthiopische Regierung hat das schockierende Ausmaß dieser Verbrechen beharrlich geleugnet und nichts getan, um sie zu verhindern“, sagte er. Die äthiopische Zentralregierung müsse „diejenigen Sicherheitskräfte umgehend entwaffnen und aus der Region abziehen, die an Menschenrechtsverletzungen beteiligt waren“.

Der Konflikt in Nordäthiopien entzündete sich im November 2020 an einem Machtkampf zwischen der in der Tigray-Region herrschenden Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) und der äthiopischen Zentralregierung. Der Konflikt weiteten sich unter anderem auf die angrenzende Region Amhara aus, deren Milizen sich auch an den Kämpfen beteiligten. Allen Konfliktparteien werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, darunter der Einsatz sexueller Gewalt als Kriegswaffe und Angriffe auf Zivilisten. Tausende Menschen sind getötet worden, Millionen Frauen, Männer und Kinder mussten fliehen.

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