NGOs protestieren gegen IWF-Zinsaufschläge für Krisenländer

Düsseldorf - Mehr als 150 Nichtregierungsorganisationen weltweit haben den Internationalen Währungsfonds (IWF) aufgefordert, seine Zinsaufschläge für Krisenländer abzuschaffen. Diese Strafzinsen beträfen vor allem Länder in Krisensituationen und seien deshalb „unfair und kontraproduktiv“, teilte das deutsche Bündnis Erlassjahr.de am Donnerstag in Düsseldorf mit. Unter anderem solle etwa die Ukraine zwischen 2021 und 2027 neben den vereinbarten Zinsen zusätzliche Zinsaufschläge in Höhe von 483 Millionen US-Dollar auf ihre IWF-Kredite zahlen.

Seit 2009 muss jedes kreditnehmende Land zusätzliche Gebühren für seine Kredite vom IWF zahlen, wenn es Kredite über die dem Land zustehenden Obergrenze hinaus aufnimmt und die Kredite länger als vereinbart in Anspruch nimmt, wie Erlassjahr.de-Koordinatorin Kristina Rehbein erläuterte. Nach ihren Angaben erhebt der IWF derzeit Strafzinsen von 16 Ländern. Laut IWF-eigenen Schätzungen werde sich diese Zahl bis 2025 mehr als verdoppeln.

Krisen werden verschärft

Die meisten betroffenen Länder nähmen die IWF-Mittel aber nicht aus freien Stücken in größerem Umfang oder länger in Anspruch, sondern seien durch äußere Umstände dazu gezwungen, betonte Rehbein. Als Beispiel nannte sie die Karibik-Insel Barbados, deren Tourismussektor infolge der Corona-Pandemie eingebrochen sei. „Damit werden existierende Krisen nicht beigelegt, sondern verschärft, während die Pandemie zu einer lukrativen Gewinnmöglichkeit für den IWF wird.“

Das deutsche Entschuldungsbündnis „erlassjahr.de - Entwicklung braucht Entschuldung e. V.“ wird nach eigenen Angaben von mehr als 500 Organisationen aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft bundesweit getragen.

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