Aachener Friedenspreis geht an Jurist Rothbauer und Mwatana

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Aachen - Der Aachener Friedenspreis geht in diesem Jahr an den Tübinger Menschenrechtsanwalt Holger Rothbauer und die jemenitische Nichtregierungsorganisation Mwatana. Der Tübinger Jurist kämpfe vor Gericht seit Jahrzehnten gegen „illegale Waffenexporte“ deutscher Rüstungskonzerne und für eine rechtliche Neuaufstellung der deutschen Rüstungsexportkontrolle, erklärte der Verein Aachener Friedenspreis am Donnerstag. Mwatana dokumentiere zivile und kulturelle Zerstörungen im Jemen und unterstütze Opfer von Menschenrechtsverletzungen. Die Verleihung findet traditionell im Anschluss an die Demonstration zum Antikriegstag am 1. September in der Aachener Aula Carolina statt.

Mit seinen auf das Informationsfreiheitsgesetz gestützten Klagen poche Rothbauer auf Herausgabe von Informationen und schaffe so Transparenz für die Öffentlichkeit, erklärte der Verein. Mit der systematischen juristischen Aufarbeitung leiste er „einen wichtigen Beitrag dazu, dass vermeintlich unangreifbare Personen aus Industrie und Politik persönliche Konsequenzen fürchten müssen“. So habe er etwa erfolgreich gegen illegale Waffengeschäfte von Heckler & Koch und Sig Sauer geklagt.

Jemen: Ermutigung zu menschenrechtlichem Engagement

Mwatana setzt sich seit 2007 gegen Menschenrechtsverletzungen im von Konflikten zerrissenen Jemen ein. Dort kämpft die Regierung gegen die schiitischen Huthi-Rebellen. Die Aufständischen werden vom Iran unterstützt, die Regierung von einem Militärbündnis unter Führung Saudi-Arabiens.

In sozialen Medien, Filmen, Broschüren und Radiokampagnen schärfe die Organisation das Bewusstsein der Menschen für ihre Rechte und ermutige sie zu menschenrechtlichem Engagement. Die Prinzipien der Gewaltlosigkeit und Neutralität seien Grundlage der Arbeit. Mwatana halte zu allen Konfliktparteien gleiche Distanz und sei unabhängig von Parteien, Regierung und Organisationen, hieß es.

Seit 1988 zeichnet der Verein Aachener Friedenspreis jedes Jahr Menschen und Gruppen aus, die an der Basis für Frieden und Verständigung arbeiten. Die erste Auszeichnung ging an die evangelischen Pfarrer Werner Sanß und Jutta Dahl, die mit Sitzblockaden vor Nato-Stützpunkten gegen die sogenannte Nachrüstung protestierten. Weitere Preisträger waren unter anderen Pro Asyl, die Petersburger Soldatenmütter, die Brecht-Tochter Hanne Hiob und Hinterbliebene des Anschlags von Hanau 2019.

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