Friedensforscher: Atomares Wettrüsten alarmierend

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Frankfurt a.M./Stockholm - Friedensforscher warnen vor einem weiteren atomaren Wettrüsten. Zwar habe sich die Zahl nuklearer Sprengköpfe weltweit weiter verringert, erklärte das Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag in Stockholm. Allerdings sei damit zu rechnen, dass die Bestände in den nächsten zehn Jahren wieder steigen. Zugleich seien die neun Atommächte kontinuierlich dabei, ihre Arsenale zu modernisieren und auszubauen. Die Forscher sprechen von einem „alarmierenden Trend“.

Laut einem am Montag veröffentlichten Bericht besaßen die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea zu Beginn dieses Jahres insgesamt 12.705 atomare Sprengköpfe und damit 375 weniger als Anfang 2021. Die Anzahl der operativ einsetzbaren Nuklearsprengköpfe schätzen die Friedensforscher aktuell auf 3.732. Davon würden etwa 2.000 Sprengköpfe auf hoher Alarmstufe bereitgehalten. Fast alle seien im Besitz Russlands oder der USA.

Zerstörerische Mini-Nukes

Anfang 2020 gab es weltweit noch 13.400 nukleare Sprengköpfe. Der Rückgang wird vor allem der Entsorgung ausrangierter Sprengköpfe durch Russland und die USA zugeschrieben. Zusammen besitzen beide Länder mehr als 90 Prozent aller Nuklearwaffen. Die Verringerung war im bilateralen Abrüstungsabkommen „New Start“ im Jahr 2010 vereinbart worden. Kurz vor dessen Auslaufen im Februar 2021 wurde es um fünf Jahre verlängert. Schon damals bemängelte Sipri, dass es kaum Aussichten auf eine zusätzliche bilaterale nukleare Rüstungskontrolle gebe.

Im Januar 2021 trat der UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen in Kraft. Atommächte wie die USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien, die zugleich die fünf permanenten Mitglieder des UN-Sicherheitsrates sind, lehnen das Abkommen jedoch ab. Kritiker warnen schon länger, dass etwa die USA auf sogenannte „Mini-Nukes“ mit geringerer Sprengkraft setzen, die gezielter eingesetzt werden können, aber ähnlich zerstörerisch sind.
 

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