Wachstum der Weltbevölkerung sinkt erstmals unter ein Prozent

Hannover - Erstmals seit Beginn der Aufzeichnung im Jahr 1950 ist die Wachstumsrate der Weltbevölkerung unter ein Prozent pro Jahr gesunken. Wie die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung auf Grundlage der jüngsten Bevölkerungsstatistiken der Vereinten Nationen am Weltbevölkerungstag (Montag, 11. Juli) meldete, liegt sie bei derzeit 0,8 Prozent. Zudem sei die weltweite Lebenserwartung im vergangenen Jahr gegenüber 2019 um 1,8 Jahre auf 71 Jahre gesunken. Dies sei vor allem auf die Corona-Pandemie zurückzuführen.

Sinkende Lebenserwartung und verlangsamtes Bevölkerungswachstum bedeuteten aber noch keine Trendumkehr, hieß es. In absoluten Zahlen nehme die Weltbevölkerung weiter zu. Aktuell lebten 7.977.000.000 Menschen auf der Erde, bereits am 15. November dieses Jahres seien es acht Milliarden. Aktuell wachse die Weltbevölkerung um rund 66 Millionen Menschen pro Jahr - oder 180.000 Menschen pro Tag. Laut aktueller Prognosen werde das Bevölkerungswachstum in den 2080er Jahren mit etwa 10,4 Milliarden Menschen seinen Höhepunkt erreichen. Bisher waren die Vereinten Nationen von einem Maximum von 10,9 Milliarden Menschen um das Jahr 2100 ausgegangen.

Weiterhin zügiges Wachstum

Bedingt sei das weiterhin zügige Bevölkerungswachstum durch eine nach wie vor hohe Geburtenrate in Entwicklungsländern. „Im Globalen Süden bekommen viele Mädchen und Frauen immer noch mehr Kinder als sie sich wünschen. Das zeigen die hohen Geburtenziffern beispielsweise in Afrika südlich der Sahara“, betont die stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung, Angela Bähr. Dort betrage die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau nach UN-Angaben immer noch 4,6, was dem Doppelten des globalen Werts von 2,3 entspreche.

Als Gründe für die hohe Kinderrate vor allem in den Subsahara-Ländern nannte Bähr Armut, fehlende sexuelle Aufklärung und einen schlechten Zugang zu Verhütungsmitteln. Die stellvertretende Geschäftsführerin betonte, dass Familienplanung von Jugend an nicht nur ein Menschenrecht, sondern auch ein Schlüssel zur Armutsbekämpfung sei. „Daher fordern wir die Bundesregierung auf, dass Sexualaufklärung und Zugang zu Verhütungsmitteln Grundpfeiler einer feministischen Entwicklungspolitik sein müssen“, unterstrich Bähr.

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