"Kirche in Not" besorgt über Festnahme von nicaraguanischem Bischof

Königstein - Nach der Festnahme des nicaraguanischen Bischofs Rolando Álvarez hat sich das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ besorgt über die Lage von Christen in dem Land gezeigt. „Die Situation ist kritisch, die Polarisierung groß und die Konfrontation stark“, sagte die Projektdirektorin Regina Lynch laut Mitteilung des Hilfswerks von Donnerstag. Die weltweit tätige Organisation hat ihren Hauptsitz in Königstein im Taunus.

Lynch bezeichnete die Festnahme des Bischofs als „weitere Eskalation“. Nicaraguanische Sicherheitskräfte hatten den Bischof und Regimekritiker Álvarez in der Nacht zu Freitag festgenommen. Er befand sich bereits seit Anfang August in seinem Bischofshaus in Matagalpa unter Hausarrest. „Kirche in Not“ zufolge befindet er sich nun bei Angehörigen in der Nähe der Hauptstadt Managua und steht weiter unter Polizeiarrest. Mit ihm seien drei Priester, ein Diakon, zwei Priesteramtskandidaten und ein Kameramann verhaftet worden. Sie seien im Gefängnis „El Chipote“ in Managua, in dem vorrangig politische Gefangene untergebracht sind.

Álvarez war in den Hungerstreik getreten

Álvarez sei eine der bekanntesten Stimmen, die die soziale und politische Krise in Nicaragua anprangerten, so „Kirche in Not“. Er war Mitte Mai aus Protest gegen die politischen Repressionen gegen die Kirche zeitweilig in Hungerstreik getreten. „Wir erleben derzeit einen Prozess, der die Kirche in Nicaragua zum Schweigen bringen will“, sagte Lynch.

„Kirche in Not“ verwies auf Zahlen der „Beobachtungsstelle für Transparenz und Korruptionsbekämpfung“, wonach es seit 2018 rund 200 Übergriffe auf kirchliches Eigentum und Personal in Nicaragua gegeben habe.

Das Verhältnis zwischen Regierung und Kirche ist seit 2018 angespannt. Damals waren Oppositionelle gegen das Regime auf die Straße gegangen. Präsident Daniel Ortega reagierte mit Gewalt, mindestens 328 Menschen kamen ums Leben. Zahlreiche Pfarrer schützten die Demonstranten. Seitdem geht das Regime massiv gegen seine Gegner vor. Rund 1.300 Nichtregierungsorganisationen wurden verboten, 150.000 Menschen sind aus dem Land geflüchtet.

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