Amnesty beklagt Gewalt gegen afghanische Schutzsuchende

Berlin – Amnesty International hat die Gewalt gegen afghanische Schutzsuchende in der Türkei und im Iran angeprangert. Laut einem am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Bericht haben iranische Sicherheitskräfte seit August 2021 mindestens elf Afghaninnen und Afghanen getötet und Dutzende weitere verletzt. Dabei hätten sie wiederholt auf voll besetzte Autos geschossen. Auch beim Einsatz scharfer Munition durch den türkischen Grenzschutz seien drei Menschen aus Afghanistan ums Leben gekommen.

Die Menschenrechtsorganisation beklagte zudem 255 Fälle von rechtswidrigen Abschiebungen aus den beiden Ländern zwischen März 2021 und Mai 2022. Dabei seien Afghanen zum Teil mehrmals abgewiesen worden. Die Amnesty-Expertin für Asylpolitik, Franziska Vilmar, forderte die türkische und iranische Regierung auf, die „gewaltsamen Pushbacks gegen afghanische Schutzsuchende sofort zu beenden“.

Für den Bericht mit dem Titel „They don’t treat us like humans“ („Sie behandeln uns nicht wie Menschen“) hat die Organisation nach eigenen Angaben 74 Afghaninnen und Afghanen befragt. Keine der interviewten Personen konnte demnach im Iran oder der Türkei Asyl beantragen.

Die EU in der Kritik

Die Organisation kritisierte auch die EU. So seien elf Menschen, die von den türkischen Behörden rechtswidrig zurückgeschickt worden seien, zuvor in einem Abschiebezentrum in der Türkei festgehalten worden, dessen Bau von der EU zum Teil finanziert worden sei. Vilmar sagte, die EU laufe Gefahr, sich an schweren Menschenrechtsverletzungen mitschuldig zu machen.

Seit der Machtübernahme der radikal-islamischen Taliban im August 2021 versuchen zahlreiche Afghaninnen und Afghanen auch über den benachbarten Iran ihre Heimat zu verlassen. Sie fliehen nicht nur vor der Menschenrechtsverletzungen der Taliban, sondern auch vor der Wirtschaftskrise, Hunger und der zunehmenden Armut.

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