Angeklagt des Völkermords in Ruanda

Nairobi, Den Haag - Einst war Félicien Kabuga einer der reichsten Männer Ruandas. Dann nutzte er sein Geld, um zum Völkermord gegen die Tutsi aufzuhetzen und Hutu-Milizen auszustatten. Jetzt steht er in Den Haag vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, sich am Völkermord in Ruanda 1994 beteiligt, ihn mit geplant und eine zentrale Rolle in der Hetze und Anstiftung zum Genozid gespielt zu haben.

Aufgewachsen in einem kleinen Dorf im Norden Ruandas, baute Kabuga sich in den 1980er-Jahren ein Imperium auf. Er handelte mit Tee, Weizen, Immobilien und Gütern aller Art und wurde Teil der Elite des Landes. Seine beiden Töchter heirateten Söhne des damaligen Präsidenten. Kabuga und Konsorten nährten gemeinsam jahrelang eine Ideologie, nach der Hutu die überlege Volksgruppe darstellten, Tutsis galten als fremd und minderwertig.

Kabuga gründete, finanzierte und betrieb ab 1993 gemeinsam mit einer kleinen Gruppe aus Regierungskreisen den Radiosender „Radio Télévision Libre des Mille Collines“. Dieser hatte das Ziel, „die Gruppe der Tutsi in Ruanda auszulöschen“, so die Anklage des Gerichts. Der Sender war eines der wichtigsten Propaganda-Instrumente im ruandischen Genozid. Kabuga wird auch vorgeworfen, einen Nationalen Verteidigungsfonds ausgestattet und Interahamwe-Milizen direkt mit Waffen unterstützt zu haben.

Etwa eine Million Männer, Frauen und Kinder wurden vom April bis Juli 1994 ermordet, von Milizen, aber auch von Nachbarn, Freunden, eigenen Familienmitgliedern. Der Völkermord endete, als Paul Kagame - seit 2000 Präsident Ruandas - mit der Patriotischen Front Ruandas Ende Juli 1994 das Land unter Kontrolle hatte. Kabuga tauchte, wie viele andere, unter und hielt sich unter anderem in Kenia, der Schweiz und auch in Deutschland auf. Seit 2013 lag ein internationaler Haftbefehl gegen Kabuga vor, 2020 wurde er in der Nähe von Paris verhaftet.

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