Zwei Tote bei Protesten gegen Amtsenthebung von Castillo in Peru

Berlin/Lima - Nach der Amtsenthebung von Präsident Pedro Castillo ist es in zahlreichen Regionen Perus zu schweren Zusammenstößen zwischen der Polizei und Anhängern des ehemaligen Staatschefs gekommen. In der Stadt Andahuaylas im Andenhochland wurden zwei Menschen bei den Protesten getötet, wie die Tageszeitung „La República“ am Sonntagabend (Ortszeit) berichtet. Fünf weitere Menschen wurden schwer verletzt. Die Demonstranten forderten Neuwahlen und die Freilassung von Castillo. Zumindest für vorgezogene Neuwahlen zeigte sich die neue Präsidentin Dina Boluarte erstmals offen.

Auch in der Hauptstadt Lima protestierten am Sonntag mehrere tausend Menschen und verlangten die Auflösung des Kongresses. Die Polizei setzte Tränengas ein. Die neue Präsidentin Boluarte verhängte den Notstand für die am meisten von den Protesten betroffenen Regionen Ica, Apurímac und Arequipa, die Hochburgen von Castillo sind.

Vizepräsidentin Boluarte als Staatschefin

Castillo war am Mittwochabend durch den Kongress mit großer Mehrheit des Amtes enthoben worden. Zuvor hatte er die Auflösung des Kongresses und vorgezogene Neuwahlen angekündigt. Er verhängte eine nächtliche Ausgangssperre und sagte, er wolle vorübergehend mit Dekreten regieren. Der 53-Jährige wurde inzwischen wegen des Vorwurfs eines Putschversuches zunächst befristet in Untersuchungshaft genommen. Die bisherige Vizepräsidentin Boluarte wurde danach als Staatschefin vereidigt.

Entgegen bisheriger Ankündigungen zeigt sich Boluarte nun offen für vorgezogene Neuwahlen. Sie werde dem Parlament einen Gesetzentwurf vorlegen, mit dem die Parlamentswahlen von 2026 auf April 2024 vorgezogen würden, sagte die sie in einer Fernsehansprache am Sonntag. Sie habe den Willen der Menschen verstanden und deshalb die Initiative ergriffen.

Der ehemalige Dorfschullehrer und Gewerkschafter Castillo hatte sein Amt im Juli 2021 mit dem Versprechen angetreten, eine Agrarreform umzusetzen und eine Sozialpolitik für die ärmere Bevölkerung zu machen. Seine Amtszeit war jedoch von häufigen Wechseln der Minister und einem permanenten Machtkampf mit dem Parlament geprägt. Gegen ihn laufen außerdem Ermittlungsverfahren wegen Korruptionsvorwürfen.

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