In Somalia herrscht laut Helfern schlimmste humanitäre Krise weltweit

Frankfurt a.M./New York - Somalia belegt den ersten Platz auf der Liste der 20 schlimmsten humanitären Krisen des „International Rescue Committees“ (IRC). Inmitten einer anhaltenden Dürre sei das Leben Hunderttausender Menschen gefährdet, heißt es in der am Mittwoch in New York veröffentlichten „Emergency Watchlist 2023“. Schätzungsweise 6,7 Millionen Menschen litten in dem ostafrikanischen Land an Hunger und Ernährungsunsicherheit. Konflikte und die steigenden Lebensmittelpreise verschärften die Not. Auch Afghanistan zählt wie in den Vorjahren zu den besonders von Krisen betroffenen Ländern.

IRC-Präsident David Miliband sprach von einem düsteren Ausblick für das kommende Jahr. Er warnte vor einer Zunahme von Not, Vertreibung und Hunger. Dabei verwies er auf UN-Prognosen, denen zufolge im kommenden Jahr knapp 340 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sein werden.

Auf dem zweiten Platz der Rangliste steht Äthiopien. Wie in Somalia seien auch hier Millionen von Menschen von einer Dürre bedroht, hieß es. Für die Krisenregion Tigray verspreche zwar das im November zwischen der Regierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) unterzeichnete Friedensabkommen Hoffnung, aber noch sei unklar, ob schnell genug ausreichend humanitäre Hilfe in die ehemals umkämpften Gebiete gelange. Nach UN-Angaben benötigen in der nördlichen Region mehr als fünf Millionen Menschen Hilfe.

Den dritten Platz belegt Afghanistan, das die Rangliste im vergangenen Jahr angeführt hatte. In dem Land am Hindukusch seien knapp 19 Millionen Menschen vom Hunger bedroht. Vor allem die wirtschaftliche Krise macht laut dem Report vielen Menschen seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 zu schaffen. Die Koordinatorin für Kommunikation der Hilfsorganisation für Afghanistan, Samira Sayed Rahman, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), mehr als 900.000 Arbeitsplätze seien verloren gegangen, knapp die Hälfte der Bevölkerung lebe von einer Mahlzeit pro Tag.

„Wenn man auf den Straßen von Kabul unterwegs ist, wird deutlich, dass es keinen Mangel an Nahrungsmitteln gibt“, sagte Sayed Rahman. Viele Menschen hätten aber schlichtweg kein Geld, um sich zu versorgen. Sie warnte mit Blick auf den Winter vor einer weiteren Verschärfung der Not. In Teilen des Landes sänken die Temperaturen auf bis zu minus 20 Grad Celsius. „Menschen müssen sich entscheiden, ob sie Essen auf den Tisch stellen oder heizen.“

Erstmals seit 2017 wieder in der Rangliste vertreten ist in diesem Jahr die Ukraine (Platz 10). Hier beklagen die Fachleute Angriffe auf Infrastruktur wie die Energieversorgung sowie die Vertreibung von Millionen von Menschen. Auch die Demokratische Republik Kongo, der Jemen und Syrien zählen laut IRC zu den schlimmsten Krisen weltweit. Die jährlich erscheinende „Emergency Watchlist“ beruht auf insgesamt 67 Indikatoren. Zudem bezieht das „International Rescue Committee“ Berichte von Mitarbeitenden bei der Erstellung mit ein.

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